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Auf den Punkt gebracht

Welche Bereiche der Due Diligence sind für Investoren besonders wichtig

Ratgeber #2

Welche Bereiche der Due Diligence sind für Investoren besonders wichtig Welche Bereiche der Due Diligence sind für Investoren besonders wichtig

Mehr erfahren 31. August 2022, 18 Uhr

Die Prüfung eines Unternehmens durch einen möglichen Käufer gliedert sich typischerweise in verschiedene Fachbereiche, die von unterschiedlichen Teams der Käuferseite analysiert werden. Zu den wesentlichen Themenblöcken gehören Finanzen, Steuern, Recht, Personal, IT, Umwelt sowie Commercial. Darüber hinaus gibt es abhängig von der Branchenzugehörigkeit, Größe und internationaler Präsenz des Unternehmens weitere Bereiche, die im Rahmen einer Due Diligence geprüft werden können. Dazu gehören beispielsweise Versicherungen, Patente und Schutzrechte, die F&E Pipeline sowie regulatorische Fragestellungen. Im Folgenden werden die wichtigsten Kategorien vorgestellt.

Finanzen

Die detaillierte Analyse der Finanzzahlen ermöglicht dem Käufer ein fundiertes Bild in Bezug auf Stabilität und Profitabilität des Unternehmens. Im Rahmen der finanziellen Due Diligence werden mögliche Risiken und Schwachstellen identifiziert, z. B. signifikante Umsatz- und Gewinnschwankungen, versteckte Verbindlichkeiten oder geringes Preissetzungspotential. Die Belastbarkeit historischer Planungsprozesse spielt ebenfalls eine wichtige Rolle – werden regelmäßige signifikante Abweichungen zwischen Budgets und tatsächlichen Zahlen ersichtlich, könnten Käufer auch beim aktuellen Business Plan einen Abschlag vornehmen. Ein wesentliches Due Diligence Ziel im Finanzbereich ist zudem die Ermittlung des nachhaltigen, operativen Ergebnisses. Das bedeutet, dass untypische oder einmalige ergebnisrelevante Vorgänge bereinigt werden. Dazu zählen z.B. überdurchschnittlich hohe Geschäftsführergehälter, Kosten im Rahmen von Standortschließungen und Restrukturierungen, und einmalige Erträge bei Verkäufen von Vermögensgegenständen über dem Buchwert.

Steuern

Die steuerliche Due Diligence stellt vereinfacht gesprochen eine vorgezogene Betriebsprüfung dar. Das bedeutet, dass die Steuererklärungen und andere steuerlich relevante Dokumente des Unternehmens analysiert werden, um mögliche steuerliche Risiken aufzudecken. Oftmals betreffen diese Risiken Vertrags- und Leistungsbeziehungen zu Gesellschaftern, Verrechnungspreise zwischen mehreren internen Gesellschaften, vorgenommene Umstrukturierungen oder die Verrechnung von Verlustvorträgen. Neben der Identifizierung der steuerlichen Risiken erfolgen im Rahmen der Due Diligence auch eine Quantifizierung des Risikos sowie eine Bewertung der Eintrittswahrscheinlichkeit, mit der steuerliche Themen bei der späteren Betriebsprüfung tatsächlich aufgedeckt und zu einer steuerlichen Zusatzbelastung in der Zukunft führen werden.

Recht

Dieser Bereich der Due Diligence umfasst die Überprüfung aller rechtlichen Angelegenheiten, die das Unternehmen betreffen. Ziel ist es, potenzielle rechtliche Risiken zu identifizieren und sicherzustellen, dass das Unternehmen alle erforderlichen Genehmigungen und Lizenzen besitzt. Darüber hinaus wird überprüft, ob die Firma in der Vergangenheit den rechtlichen Verpflichtungen nachgekommen ist und ob es Verstöße gegen Gesetze oder Compliance-Regeln gab, die den Wert des Unternehmens mindern könnten. Der Käufer wird alle bestehenden Verträge des Unternehmens sorgfältig prüfen, einschließlich Lieferanten- und Kundenvereinbarungen, Mietverträgen und Finanzierungsverträgen. Hierbei wird darauf geachtet, welche Risiken diese Verträge bergen, ob sie gekündigt werden können und ob sie auf den neuen Eigentümer übertragbar sind. Laufende Rechtsstreitigkeiten werden ebenfalls kritisch analysiert. Auch wenn hierzu bereits kaufpreisrelevante Rückstellungen gebildet wurden, fordern die meisten Käufer eine generelle Freistellung von rechtlichen Auseinandersetzungen die vor dem Verkauf entstanden sind. Im Rahmen der rechtlichen Due Diligence wird zudem regelmäßig die Werthaltigkeit und Relevanz von Patenten und Schutzrechten geprüft.

Commercial

Eine Commercial Due Diligence wird vorwiegend von Family Offices und Private Equity Investoren durchgeführt, während strategische Interessenten die Branche in der Regel sehr gut kennen und eine eigene qualifizierte Einschätzung vornehmen können. Bei der Commercial Due Diligence geht es um die sorgfältige Prüfung eines Unternehmens aus Markt-, Kunden- und Wettbewerbssicht mit Fokus auf die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und des zugrundeliegenden Geschäftsmodells. Dazu zählen die Analyse von Marktgröße und -wachstum sowie die Einschätzung des zukünftigen Marktpotentials und der Auswirkungen von möglichen regulatorischen Rahmenbedingungen. Die Commercial Due Diligence beinhaltet auch die Analyse der Positionierung des Unternehmens im aktuellen Marktumfeld, die Innovationsstärke des Betriebs, sowie eine fundierte Einschätzung zu wesentlichen Wettbewerbern sowie deren Stärken und Schwächen. Auch die Struktur der Kunden sowie das Kundenverhalten spielen eine wichtige Rolle. Hierzu werden häufig konkrete Markt- und Kundenbefragungen durchgeführt, um Entscheidungsprozesse und Kundenpräferenzen zu identifizieren.

Personal

Da Mitarbeiter den mit Abstand wichtigsten Faktor eines Unternehmens bilden, legen Käufer zunehmend Wert auf eine professionelle Prüfung des Personalbereichs. Dabei werden unter anderem die Arbeitsverträge, Arbeitsbedingungen und Gehalts- und Anreizstrukturen der Mitarbeiter analysiert. Die historische Fluktuation eines Unternehmens sowie die Krankenstände werden ebenfalls kritisch untersucht, da sie vielfach einen Hinweis auf die Qualität der Unternehmenskultur geben. Häufig wird auch geprüft, ob es möglicherweise Schwierigkeiten gibt, geeignete Fachkräfte zu gewinnen. Typischerweise fordern Käufer in einem fortgeschrittenen Prozessverlauf zudem den Zugang zu ausgewählten Führungskräften und Schlüsselmitarbeitern, denen im Rahmen eines Unternehmensübergangs zukünftig eine zentrale Rolle zukommen wird.

IT

Die Bedeutung der IT Due Diligence hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Hierbei wird die vorhandene IT-Infrastruktur kritisch hinterfragt, Stärken und Schwächen der IT-Prozesse identifiziert und etwaiger Modernisierungsbedarf festgestellt. So werden zum Beispiel Hardware und Software auf ihre Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit überprüft. Auch die Skalierbarkeit der IT-Systeme spielt eine große Rolle, denn digitale Kapazitäten für zukünftiges Wachstum ohne weitere Zusatzinvestitionen sind sehr wertvoll. Und nicht zuletzt spielt die IT-Sicherheit eine entscheidende Rolle. Gezielt wird nach veralteten IT-Systemen, fehlenden Redundanzen und unzureichender Sicherheitsarchitektur gesucht, um durch entsprechende Gegenmaßnahmen direkt nach Erwerb der Firma zukünftige Datenverluste, Hackerangriffe und andere Bedrohungen zu vermeiden.

Umwelt

Handelt es sich bei dem zu veräußernden Unternehmen um einen produzierenden Betrieb oder existiert ein größerer Immobilienbestand, wird eine umweltbezogene Prüfung empfohlen. Diese bezieht sich auf die verschiedenen Standorte eines Unternehmens und wird in der Praxis häufig in zwei verschiedene Phasen eingeteilt. Die Phase der Vorprüfung, auch als „Phase I“ bezeichnet, ist eine erste Bewertung der Umweltbelastung eines Unternehmens oder eines Standorts. Das Ziel ist es, potenzielle Umweltrisiken und -verpflichtungen zu identifizieren, die im Zusammenhang mit der geplanten Transaktion stehen könnten. Die Vorprüfung kann auch eine Bewertung der Einhaltung von Umweltgesetzen und -vorschriften beinhalten sowie eine Überprüfung von früheren Umweltprüfungen und Kontrollen. Die Phase der Detailuntersuchung, auch als „Phase II“ bezeichnet, ist eine gründlichere Untersuchung, die darauf abzielt, die in der Vorprüfung identifizierten Umweltrisiken und -verpflichtungen zu quantifizieren. In dieser Phase werden gezielte Analysen wie Bodenuntersuchungen, Grundwasseruntersuchungen und Luftqualitätsmessungen durchgeführt. Ziel ist es, die spezifischen Umweltrisiken und -verpflichtungen genauer zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen für Maßnahmen zur Minimierung dieser Risiken zu geben, denn Kontaminationen im Boden oder Abwasser können zu erheblichen Kostenbelastungen führen und werden in der Praxis oftmals durch entsprechende Freistellungen geregelt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Due Diligence im Rahmen eines Unternehmensverkaufs ein komplexer Prozess ist. Ziel des Käufers ist es, potenzielle Risiken und Chancen zu identifizieren und eine solide Informationsgrundlage für die Entscheidung zum Erwerb zu erhalten. Dieser Prozess kann mehrere Monate in Anspruch nehmen und erfordert eine enge Abstimmung zwischen Käufer und Verkäufer. Ein weitsichtiger Verkäufer wird sich deshalb frühzeitig mit der entsprechenden Vorbereitung auseinandersetzen.
Was ist ein Management Buy-out (MBO)?

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Was ist ein Management Buy-out (MBO)? Was ist ein Management Buy-out (MBO)?

Mehr erfahren 31. August 2022, 18 Uhr

Wenn die familieninterne Nachfolge keine Option ist, kann der sogenannte Management Buy-out die naheliegendste Alternative sein. Hierbei verkauft der Inhaber das Unternehmen an bereits im Unternehmen tätige Geschäftsführer oder leitende Angestellte. Die Anteile des bisherigen Eigentümers werden hierfür teilweise oder gesamthaft an die bestehende Geschäftsführung oder führende Mitarbeitende übertragen. In der Praxis wird dieser Prozess häufig von einem externen Investor begleitet, da Mitarbeiter die Finanzierung des Kaufpreises in der Regel nicht allein tragen können. In Deutschland liegt der Management Buy-out an 2. Stelle der Nachfolgeoptionen für mittelständische Unternehmen, nur die familieninterne Übertragung der Unternehmensanteile wird häufiger umgesetzt. Einige Vor- und Nachteile von Management Buy-outs werden hier vorgestellt:

Vorteile

Transparenz: Der Inhaber kennt den potenziellen Nachfolger aus der gemeinsamen Zusammenarbeit und kann somit die Stärken und Schwächen, sowie die allgemeine Eignung zum Unternehmer gut beurteilen. Dazu gehört neben Kompetenz, Erfahrung und Führungsstärke auch die Kompatibilität zur Unternehmenskultur. Das Risiko eines Fehlgriffs wird damit deutlich reduziert.

Schnelle Übergabe: Die Einarbeitungszeit fällt normalerweise erheblich kürzer aus, da der interne Nachfolger die Firma bereits kennt. Er ist mit dem Markt, dem Geschäftsmodell, den Prozessen und Strukturen, den Mitarbeitern, sowie den Stakeholdern bestens vertraut. Das wiederum beschleunigt die Übergabe, da viele Lernprozesse entfallen und eine Eingewöhnungszeit, wie bei externen Kandidaten üblich, nicht notwendig ist.

Vertrauen: Da man sich seit längerer Zeit kennt, besteht üblicherweise bereits großes Vertrauen von Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten in den internen Nachfolger – die übliche Skepsis bei einem unbekannten, externen Kandidaten entfällt damit. Im Gegenteil, das Vertrauen in einen internen Kandidaten kann die Motivation der gesamten Belegschaft fördern.
Diskretion: Die Verkaufsgespräche werden mit führenden Mitarbeitern geführt, die im Rahmen ihrer operativen Tätigkeit bereits erhebliche Einblicke in vertrauliche Details besitzen. Das Risiko einer Offenlegung von Unternehmensinterna an Externe wird damit erheblich reduziert.

Nachteile

Emotionalität und Hierarchie: Aufgrund der persönlichen Beziehung zwischen bisherigem Eigentümer und internem Nachfolger können Verhandlungen möglicherweise nicht mit der gleichen Professionalität und Konsequenz geführt werden. Wichtige Diskussionen, z.B. bezüglich finanzieller Konditionen werden oftmals verdrängt, oder nicht in ausreichendem Umfang verhandelt und geregelt. Gleichzeitig kann der zum Zeitpunkt der Verhandlungen noch bestehende Unterschied in der Hierarchie die Verkaufsgespräche erschweren, da der potenzielle Nachfolger auch im Falle eines Scheiterns der Gespräche weiter beim Unternehmen verbleiben möchte.

Bias: Ein interner Nachfolger, der seit Jahren im Unternehmen arbeitet, wird möglicherweise die bisherige Strategie und die etablierten Prozesse ohne kritisches Hinterfragen übernehmen. Ungenutzte Potenziale, die manchmal erst durch einen frischen Blick von außen erkannt werden, bleiben in diesem Fall unentdeckt und können nicht gehoben werden. Das gleiche gilt für bislang nicht erkannte Risiken, die von einem internen Nachfolger weniger wahrscheinlich entdeckt und adressiert werden.

Finanzierung: Leitende Angestellte oder Geschäftsführer verfügen in der Regel nicht über das nötige Kapital, um den mehrheitlichen Erwerb eines Unternehmens zu finanzieren. Entsprechend ist bei Management Buy-Outs der Kaufpreis typischerweise niedriger und beinhaltet einen oft erheblichen Loyalitätsabschlag. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn keine externen Beteiligungspartner involviert sind. Oftmals ist dann ein Verkauf nur möglich, wenn der bisherige Inhaber ein Verkäuferdarlehen an den neuen Eigentümer gewährt oder einer Earn-out-Regelung zustimmt – und dies wiederum bedeutet, dass der Verkäufer weiterhin maßgeblich im Unternehmen involviert bleibt.

Rollenwechsel: Nicht immer sind die besten Mitarbeiter auch gute Unternehmer. Verständlicherweise wird sich der bisherige Inhaber bei der Suche nach einem internen Nachfolger insbesondere auf die fachliche Kompetenz von Kandidaten konzentrieren. Als Eigentümer einer Gesellschaft sind allerdings neben inhaltlicher Stärke auch andere Eigenschaften gefragt: das Eingehen von kalkulierten unternehmerischen Risiken ist genauso wichtig wie die Fähigkeit, Mitarbeiter zu motivieren und harte Entscheidungen zu treffen.

Mit einem Team aus motivierten, branchenerfahrenen Führungskräften aus dem eigenen Unternehmen sowie einem wachstumserfahrenen Finanzierungspartner stellt der Management Buy-out eine wertschaffende Nachfolgeoption für viele mittelständische Unternehmen dar. Er ist inhaltlich an die oftmals präferierte familieninterne Nachfolge angelehnt, denn schließlich gehören verdiente langjährige Mitarbeiter zur Unternehmensfamilie und sind häufig in der Lage, die Geschäftsentwicklung im Sinne des bisherigen Firmeninhabers fortführen. Wichtig ist aber diesen Nachfolgeprozess frühzeitig anzustoßen, denn in den meisten Fällen muss auch eine passende Beteiligungsgesellschaft gefunden werden, die zusammen mit dem internen Management Team den Verkaufsprozess angeht.
Was ist ein Management Buy-in?

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Was ist ein Management Buy-in? Was ist ein Management Buy-in?

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Der englische Begriff Management Buy-in (MBI) ist auch im deutschen Mittelstand präsent. Wie der Name schon andeutet, beteiligen sich dabei externe Führungskräfte an einem Unternehmen – meist im Zuge einer Nachfolgelösung. Das bedeutet, der bisherige Inhaber verkauft einen wesentlichen Teil seiner Firmenanteile an einen oder mehrere Nachfolger, die bislang nicht im Unternehmen tätig waren. Diese Nachfolger werden in der Regel nicht nur die Rolle des neuen Inhabers antreten, sondern auch als Geschäftsführer das Unternehmen leiten.

In den meisten Fällen bringen die externen Manager aber nicht ausreichend Kapital mit, um den Unternehmenserwerb nur mit eigenen Mitteln und der Unterstützung von Banken zu finanzieren. Deshalb wird dieser Übergabeprozess häufig von einem Family Office oder einem Private Equity Investor begleitet, um den Nachfolger bei der Finanzierung zu unterstützen. Wichtig ist dabei, dass die Beteiligungsgesellschaft und das neue Management-Team die gleiche strategische Vision über die weitere Entwicklung des Unternehmens teilen und einen ähnlichen Zeithorizont für die Weiterentwicklung mitbringen. Auf die zentralen Vor- und Nachteile eines Management Buy-ins wird in diesem Beitrag eingegangen:

Vorteile

Neue Impulse: Langjährige Mitarbeiter eines Unternehmens, auch Führungskräfte, sind über die Zeit anfällig für eine gewisse Betriebsblindheit. Dies ist besonders häufig der Fall, wenn sich das Unternehmen solide entwickelt hat. Ein externer Nachfolger hingegen wird unvoreingenommen auf Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken eines Unternehmens blicken. Somit besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass bislang nicht entdeckte Risiken adressiert und auf der anderen Seite neue Opportunitäten wahrgenommen werden, um das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Auswahl: Während bei einer internen Nachfolgersuche meist nur wenige Kandidaten in Frage kommen, steht dem Inhaber bei der Suche nach einem MBI-Kandidaten eine wesentlich größere Auswahl zur Verfügung, die natürlich auch von der jeweiligen Branche abhängig ist. Selbstverständlich stehen somit die Chancen höher, einen Nachfolger zu finden, der ideale fachliche und persönliche Qualifikationen mitbringt.

Keine Emotionalität: Vielfach besteht zwischen Unternehmensinhaber und führenden Mitarbeitern ein enges Vertrauensverhältnis, das über viele Jahre gewachsen ist. Harte Verhandlungen werden entsprechend häufig vermieden. Beim MBI hingegen wird nur mit externen Kandidaten gesprochen. Folglich besteht keine persönliche Beziehung zum Nachfolger und Kaufpreis sowie sonstige Übernahmekonditionen können frühzeitig und mit der nötigen Konsequenz verhandelt werden. Als Resultat ergibt sich oftmals ein höherer Kaufpreis und für beide Seiten klar geregelte Vereinbarungen.

Nachteile

Mangelnde Branchenkenntnis: Jedes Unternehmen ist individuell positioniert und oftmals in ganz speziellen Nischen tätig. Die langjährigen Unternehmensinhaber und die Führungsmitarbeiter im Betrieb kennen somit Markt, Umfeld und Positionierung am besten. Externe Kandidaten kommen dagegen oft nicht aus der gleichen Nische und müssen sich in die Besonderheiten und das Umfeld eines Unternehmens erst einarbeiten. Das bedeutet im besten Fall nur eine überschaubare zeitliche Belastung, kann im schlimmsten Fall aber auch dazu führen, dass strategische Entscheidungen aufgrund von inkorrekten Einschätzungen und fehlenden Kenntnissen falsch getroffen werden.

Informationsasymmetrie: Das Vertrauensverhältnis zwischen Unternehmensinhaber und einem potenziellen Nachfolger muss erst aufgebaut werden. Auch nach intensiver Recherche wird der bisherige Inhaber keine vollständige Beurteilung des Nachfolgekandidaten vornehmen können – die Wahl eines Nachfolgers beinhaltet also auch einen Vertrauensvorschuss. Auf der anderen Seite wird der Nachfolgekandidat das Unternehmen, den bisherigen Inhaber und die Mitarbeiter kritisch prüfen. Idealerweise kann der Inhaber viele Fragen mit konkreten Zahlen und Fakten belegen, eine vollständige Transparenz ist aber nur selten herzustellen. Deshalb verbleibt für beide Seiten ein erhöhtes Risiko, dass die Zusammenarbeit nicht funktioniert.

Mögliche Verunsicherungen: Handelt es sich bei dem neuen Firmeninhaber um eine externe Person, ist eine anfängliche Skepsis seitens der Mitarbeiter nicht überraschend. Auch Kunden und Lieferanten werden den noch unbekannten Nachfolger zunächst mit einer gewissen Skepsis begegnen. Das bedeutet, dass Loyalität und Respekt der Mitarbeitenden sowie das Vertrauen der Kunden und Lieferanten erst wieder neu aufgebaut werden müssen. Das kostet Zeit und bindet Ressourcen, die ansonsten für wertsteigernde Initiativen verwendet werden könnten.

Während ein Management Buy-in früher durchaus kritisch gesehen wurde, hat er sich inzwischen zu einem vielfach genutzten Instrument der Unternehmensnachfolge entwickelt. Er bietet sich vor allem für Unternehmer an, für die eine familieninterne Nachfolge nicht in Frage kommt und die in der bestehenden Führungsebene keine Manager sehen, die die notwendige Expertise und Motivation für die nachhaltige Übernahme des Unternehmens mitbringen.

Wie sollte ich den geplanten Unternehmensverkauf kommunizieren?

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Wie sollte ich den geplanten Unternehmensverkauf kommunizieren? Wie sollte ich den geplanten Unternehmensverkauf kommunizieren?

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Die Übergabe des Unternehmens an neue Gesellschafter ist ein wichtiger Meilenstein, der jedoch auch Unsicherheit und Spannungen mit sich bringen kann. Aus diesem Grund ist eine sorgfältige Kommunikation des Verkaufsprozesses von großer Bedeutung, um Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und andere wichtige Stakeholder zu informieren und an Bord zu halten. Im Folgenden wird auf einige Schritte eingegangen, die bei der Kommunikation eines geplanten Unternehmensverkaufs berücksichtigt werden sollten.

Die wichtigste Aufgabe ist die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie. Hier geht es darum, Adressaten und Inhalte der Kommunikation zu definieren und die Kanäle zu identifizieren, über die Informationen verbreitet werden sollen. Die Strategie sollte auch einen Zeitplan enthalten, um sicherzustellen, dass alle Stakeholder zum richtigen Zeitpunkt informiert werden. Grundsätzlich sollte man zwei verschiedene zeitliche Bereiche unterscheiden:

Kommunikation vor und während des Verkaufsprozesses

Im Rahmen der Vorbereitungen für den geplanten Verkauf des Unternehmens empfiehlt sich ein hohes Maß an Diskretion, schließlich ist nicht sichergestellt, ob der geplante Verkauf des Unternehmens auch erfolgreich über die Bühne gehen wird. Es macht deshalb in dieser Phase keinen Sinn, bereits einen großen Kreis an Stakeholdern zu involvieren – ein Abbruch der Verkaufsgespräche würde lediglich zu Irritationen und weitergehenden Fragen führen.

Üblich ist, vor dem Verkauf nur ausgewählte Führungsmitarbeiter zu involvieren, die in der Vorbereitung eine zentrale Rolle spielen und auch in den Gesprächen mit potenziellen Käufern erforderlich sein werden. So ist es häufig der Fall, dass Käufer die erste Führungsebene im späteren Verlauf der Verkaufsgespräche kennenlernen möchten. Dazu zählen typischerweise die Geschäftsführung und Prokuristen, sowie möglicherweise die Leiter einzelner Standorte und Abteilungen. In der Regel wird zudem frühzeitig eine erfahrene Person aus dem Finanzbereich hinzugezogen, die das Zahlenwerk vor und während der Verkaufsgespräche aufbereitet. Generell hat es sich bewährt, Schlüsselpersonen über erfolgsbasierte Boni zu incentivieren und somit Diskretion und Engagement im Rahmen der Verkaufsgespräche zu maximieren.

Neben Schlüsselmitarbeitern sollte der steuerliche Berater von Beginn an involviert werden, denn eine gründliche Vorbereitung umfasst eine frühzeitige steuerliche Prüfung des geplanten Unternehmensverkaufs sowie möglicherweise die Durchführung einer gesellschaftsrechtlichen Reorganisation, wenn dadurch die Steuerbelastung hinsichtlich der Verkaufserlöse reduziert werden kann.

Zudem ist es bei mittelständischen Transaktionen nicht unüblich, die Hausbanken vorab über den geplanten Unternehmensverkauf zu informieren. Meistens sind sowohl die Banken als auch der neue Eigentümer stark daran interessiert, die etablierten Geschäftsbeziehungen fortzusetzen und es lohnt sich deshalb, Gespräche über die zukünftige Finanzierung frühzeitig zu starten. Zudem stellt eine rechtzeitige Einbindung der Hausbanken sicher, dass bestehende Finanzierungsinstrumente wie z.B. Factoringvereinbarungen auch für den zukünftigen Geschäftsbetrieb zur Verfügung stehen.

Und selbstverständlich ist es wichtig, etwaige Minderheitsgesellschafter von Anfang an über den geplanten Verkauf zu informieren, denn schließlich ist ein geschlossenes, einheitliches Auftreten der Verkäuferseite für den letztlichen Erfolg mit entscheidend.

Kommunikation nach Abschluss des Unternehmensverkaufs

Die Mitarbeiter einer Firma sind zentrale Elemente des unternehmerischen Erfolgs und müssen deshalb offen und umfassend über den Unternehmensverkauf informiert werden. Grundsätzlich sollten sie nach Vertragsabschluss als erstes über die Pläne informiert werden. Dies kann durch eine E-Mail erfolgen, besser ist es aber, im Rahmen einer Mitarbeiterveranstaltung die Motive für den Verkauf persönlich zu erläutern und Fragen von Mitarbeitern offen und ehrlich zu beantworten. Bei dieser Veranstaltung sollten unbedingt auch die neuen Gesellschafter teilnehmen und die Eckdaten der zukünftigen Strategie vorstellen. Im Wesentlichen geht es darum, Befürchtungen der Mitarbeiter über gravierende Veränderungen im Betrieb zu adressieren und die Motivation im Unternehmen weiter hochzuhalten.

Die Kunden und Lieferanten sind ebenfalls wichtige Stakeholder, für die der Verkauf des Unternehmens Auswirkungen haben kann. Für diese Zielgruppe ist Kontinuität das oberste Gebot. Kunden und Lieferanten sollten aus diesem Grund unmittelbar nach Abschluss der Transaktion informiert werden, um Unsicherheiten und Spekulationen zu vermeiden. Am besten ist es, wenn der bisherige Inhaber sowie der neue Eigentümer gemeinsam aufzeigen, dass der Verkauf des Unternehmens die etablierten Geschäftsbeziehungen nicht beeinträchtigen wird und die Ansprechpartner im Unternehmen fortbestehen. In einzelnen Fällen, insbesondere bei hohen Abhängigkeiten von einzelnen Kunden oder Lieferanten, werden Käufer darauf Wert legen, diese Stakeholder bereits vor Unterschrift der Kaufverträge kennenzulernen, um festzustellen ob eine gemeinsame Zusammenarbeit zukünftig vorstellbar ist. In diesen Fällen müssen ausgewählte Kunden oder Lieferanten bereits vor Abschluss der Transaktion kontaktiert und über die bevorstehende Situation aufgeklärt werden.

Neben der Kommunikation an direkte Stakeholder sollte auch extern offen kommuniziert werden. Dazu gehören regionale Medien, Branchenverbände und Behörden. Hierbei ist es wichtig, eine klare Botschaft zu vermitteln und einen kurzen Ausblick über die geplante Entwicklung des Unternehmens zu geben. In der Praxis wird hierfür häufig eine Pressemitteilung erstellt, die zwischen Käufer und Verkäufer abgestimmt ist und über relevante Kanäle verteilt wird.

Wenn keine Erfahrung hinsichtlich der Kommunikation von Unternehmensverkäufen besteht, kann es hilfreich sein, mit Experten zusammenzuarbeiten. Spezialisierte PR-Agenturen oder Rechtsanwälte, die auf M&A-Transaktionen spezialisiert sind, können bei der Entwicklung der Kommunikationsstrategie und der Durchführung der Kommunikation unterstützen. Die damit verbundenen Kosten sind in der Regel gut investiert, denn schließlich ist eine klare und offene Kommunikation ein entscheidender Erfolgsfaktor für einen gelungenen Unternehmensverkauf und die zukünftige Entwicklung unter den neuen Gesellschaftern.

Was ist ein Earn-Out?

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Was ist ein Earn-Out? Was ist ein Earn-Out?

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Bei Gesprächen über einen Unternehmensverkauf treffen immer zwei verschiedene Perspektiven aufeinander. Dies trifft insbesondere auch auf Überlegungen zum erwarteten Kaufpreis zu. Während der Käufer die Risiken im Auge hat, fokussiert sich der Verkäufer des Unternehmens naturgemäß auf die Potentiale seines Unternehmens, die er als langjähriger Inhaber natürlich auch am besten kennt. Wenn die Preisvorstellungen der beteiligten Partner erheblich voneinander abweichen, kann eine Earn-out Regelung eine sinnvolle Lösung darstellen.

Ein Earn-out ist eine Vereinbarung, die im Rahmen eines Unternehmensverkaufs getroffen wird, um den Kaufpreis abhängig von der zukünftigen Leistung des Unternehmens zu gestalten. Es handelt sich dabei um eine Form der Kaufpreisgestaltung, bei der zusätzlich zum Basiskaufpreis ein Teil des Kaufpreises erst nach einem festgelegten Zeitraum nach Abschluss des Verkaufs abhängig von bestimmten, vorher vereinbarten Bedingungen geleistet wird.

Im Wesentlichen ermöglicht ein Earn-out dem Verkäufer und dem Käufer, das Risiko des Unternehmensverkaufs zu teilen und die Unsicherheit über zukünftige Einnahmen zu reduzieren. Der Verkäufer kann durch den Earn-out einen höheren Verkaufspreis erzielen, da er einen klaren Anreiz hat, durch die Erfüllung der vereinbarten Bedingungen einen höheren Betrag zu erzielen. Der Käufer kann das Risiko mindern, indem er einen Teil des Kaufpreises an die zukünftige Performance des Unternehmens knüpft, die im Rahmen der Verkaufsgespräche angedeutet wurden. Der Wunsch nach einer Earn-out Klausel wird insbesondere dann vom Käufer hervorgebracht, wenn eine große Informationsasymmetrie zwischen Verkäufer und Käufer besteht und das Bedürfnis steigt, einen Teil des Kaufpreises nur dann zu bezahlen, wenn die vom Inhaber prognostizierte Unternehmensentwicklung später tatsächlich eintritt.

Die Bedingungen, die für den Earn-out vereinbart werden, können sehr unterschiedlich sein und hängen in der Regel von den spezifischen Umständen einer Transaktion ab. Typische Bedingungen umfassen die Erreichung von Umsatz-, Gewinn- oder Kundenzielvorgaben, die Einführung neuer Produkte oder die Expansion in neue Märkte. In einigen Fällen kann der Earn-out auch von der Leistung bestimmter Mitarbeiter abhängig gemacht werden, insbesondere wenn der Erfolg des Unternehmens eng mit dem Know-how dieser Mitarbeiter verbunden ist.

Bei der Gestaltung gibt es einige Punkte zu beachten. Zum einen muss festgelegt werden, was bei einer Unter- oder Übererfüllung der vereinbarten Erfolgsindikatoren passiert. In der Praxis wird häufig ein Floor und ein Cap vereinbart. Der Floor definiert den Schwellenwert, ab dem überhaupt ein Zusatzkaufpreis bezahlt wird. Der Cap wiederum definiert den Maximalbetrag, der bezahlt werden muss, selbst wenn sich z.B. die Ertragssituation besser als vereinbart darstellt. Zusätzlich gilt es den Zeitraum für die Earn-out Periode festzulegen. In der Praxis sind dies meist 12 bis 36 Monate. Die finale Laufzeit hängt von der gemeinsam vereinbarten Risikoallokation ab, denn je länger die Laufzeit, desto mehr Unsicherheit besteht für den Verkäufer.

Als Berechnungsgrundlage für die Ermittlung des Earn-outs dient in der Regel das operative Ergebnis, häufig werden folglich EBITDA oder EBIT als Bezugsgröße verwendet. Doch auch der Umsatz wird gelegentlich als relevanter Erfolgsindikator herangezogen, dies ist insbesondere bei jungen Unternehmen der Fall, die noch nicht profitabel sind. Wichtig ist, dass die Bezugsgröße im Kaufvertrag klar definiert wird. Dazu gehören auch die anwendbaren Rechnungslegungsstandards, sowie die Normalisierung von spezifischen Sachverhalten, die außerhalb der nachhaltigen Ertragskraft eines Unternehmens liegen. Dazu zählen z.B. Kosten für die Schließung einzelner Standorte oder Geschäftsbereiche, Abfindungen für Mitarbeiter oder Kosten aus einmaligen Rechtsstreitigkeiten.

Insbesondere für einen Verkäufer kann eine Earn-out Klausel auch zu steuerlichen Risiken führen. Je nach Situation eines Unternehmens kann eine Earn-out Vereinbarung unter Umständen bewirken, dass die Gesamteinnahmen des Verkaufs einschließlich Earn-out sofort nach Vertragsabschluss in voller Höhe versteuert werden müssen – obwohl der Earn-out erst in Zukunft ausgezahlt wird und seine Höhe noch unklar ist. Daher ist es wichtig, dass der Verkäufer sich rechtzeitig über die steuerlichen Auswirkungen informiert und gegebenenfalls professionelle Beratung einholt.

Für den Käufer stellt ein Earn-out eine Finanzierungskomponente dar, da ein Teil des Gesamtpreises erst in der Zukunft aufzuwenden ist, und dann zumindest in Teilen aus den freien Cash-Flows des bereits erworbenen Unternehmens finanziert werden kann. Auf der anderen Seite besteht für den Käufer auch das Risiko, dass der Verkäufer noch Einfluss auf die Ergebnisse der nächsten Jahre nehmen kann. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn der Verkäufer über eine Rückbeteiligung weiterhin einen signifikanten Anteil am Unternehmen hält und weiter als Geschäftsführer aktiv ist. Dann kann es passieren, dass der kurzfristige Erfolg auf Kosten langfristiger Potentiale hochgefahren wird.

Auf der Verkäuferseite besteht das gegenteilige Risiko: ein Käufer kann möglicherweise versuchen, als zukünftiger Mehrheitseigentümer die Ertragssituation im Earn-out Zeitraum zu reduzieren. Dies kann beispielsweise durch eine verspätete Produktvermarktung oder die Ausgliederung von Aufträgen an Tochterunternehmen erfolgen. Bei einem Earn-out ist zudem ein etwaiges Liquiditätsrisiko des Käufers zu berücksichtigen. Im Worst-Case können nachträgliche Earn Out-Zahlungen dann nicht geleistet werden. Eine Besicherung der Ansprüche aus den Earn Out-Zahlungen durch Stellung von entsprechenden Sicherheiten oder Bankgarantien kann das Risiko des Verkäufers verringern.

Diese Bedenken auf Käufer und Verkäuferseite können durch vorausschauende Maßnahmen relativiert werden. Dazu zählt ein gemeinsam vereinbarter Business Plan mit klaren Meilensteinen, eine detailliert ausgearbeitete Corporate Governance und eine klare Definition der Erfolgsparameter.

Aus der Praxiserfahrung bietet sich eine Earn-out Vereinbarung insbesondere an, wenn der Verkäufer als Minderheitsgesellschafter oder als Geschäftsführer dem Unternehmen verbunden bleibt und somit auch zukünftig gestalterischen Einfluss auf das Unternehmen ausüben kann. Auch bei jungen Unternehmen, deren künftige Entwicklung üblicherweise schwieriger abzuschätzen ist als bei etablierten Unternehmen, sowie bei Unternehmen in einer Restrukturierungsphase ist eine Earn-out Komponente empfehlenswert, um ein höheres Maß an Unsicherheit zu überbrücken.

Checkliste der wesentlichen Themen bei der Vorbereitung eines Unternehmensverkaufs

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Checkliste der wesentlichen Themen bei der Vorbereitung eines Unternehmensverkaufs Checkliste der wesentlichen Themen bei der Vorbereitung eines Unternehmensverkaufs

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Der Verkauf eines Unternehmens ist eine komplexe Angelegenheit, die ein umfangreiches Maß an Planung und Vorbereitung erfordert. Eine gründliche Vorbereitung kann dazu beitragen, dass der Verkaufsprozess effizient und diskret verläuft und der Verkäufer einen angemessenen Preis erzielt. Gleichzeitig verkaufen die meisten Gesellschafter nur einmal im Leben ein Unternehmen und verfügen in der Regel über eine entsprechend geringe Erfahrung. Um sicherzustellen, dass keine wesentlichen Punkte übersehen werden, haben wir in diesem Beitrag eine Checkliste mit den wichtigsten Themen erstellt, die beim Verkauf eines Unternehmens beachtet werden sollten.

Strategische Planung

Bevor ein Verkaufsprozess gestartet wird, sollten klare Ziele für das Unternehmen definiert werden. Dies beinhaltet eine konkrete Vorstellung zu den Zielen und Erwartungen an den Verkauf sowie der Kompromisse, die man als Gesellschafter eingehen kann. Steht beispielsweise die Maximierung des Kaufpreises im Vordergrund, oder ist es wichtig, dass alle Standorte und Mitarbeiter des Unternehmens erhalten bleiben? Eine klare strategische Planung und konkrete Ziele können helfen, den Verkaufsprozess entsprechend vorzubereiten und zu beschleunigen sowie die richtigen Parteien anzusprechen. Bei Unternehmen mit mehreren Gesellschaftern gehört zur strategischen Planung auch, dass offen mit allen Miteigentümern kommuniziert wird und idealerweise alle Anteile zum Verkauf stehen – am besten geregelt durch einen klaren Gesellschafterbeschluss.

Vorbereitung der Unternehmensstruktur

In der Regel verfügen Familienunternehmen über Jahrzehnte gewachsene Strukturen und Prozesse. Im Tagesgeschäft ist dies häufig ein Vorteil, beim geplanten Verkauf kann dies aber hinderlich sein. Dies bezieht sich insbesondere auf die oftmals mangelnde Trennung zwischen Unternehmensebene und privater Gesellschafterebene. Beispiele hierzu sind betrieblich genutzte Immobilien im Besitz des Gesellschafters, auf den Inhaber registrierte Patente und Schutzrechte, außergewöhnlich hohe oder niedrige Gehälter für Familienmitglieder, oder Sicherheiten und Haftungsübernahmen durch den jetzigen Gesellschafter, die beim Verkauf des Unternehmens natürlich wegfallen. Hier ist es wichtig, bereits vor dem Start der Verkaufsgespräche die Weichen zu stellen und private und unternehmerische Sphären klar zu trennen. Da diese Trennung häufig mit steuerlichen Implikationen verbunden ist, empfiehlt sich die frühzeitige Einbindung eines kompetenten Steuerberaters.

Klare Positionierung

Um einen geeigneten Nachfolgepartner zu finden und einen fairen Kaufpreis zu gewährleisten, muss das eigene Unternehmen attraktiv dargestellt werden. Dazu gehört, die Stärken und die Potentiale des Unternehmens herauszuarbeiten und mit entsprechenden Daten und Fakten zu belegen. Häufig wird im Rahmen der Veräußerung eine Präsentation erstellt, die den Betrieb umfassend vorstellt und anhand von Case Studies konkrete Potentiale aufzeigt. Zu einer klaren Positionierung gehört aber auch, dass etwaige Risiken intern identifiziert werden, denn nur dann kann man sich als Inhaber frühzeitig auf kritische Fragen der Käuferseite einstellen und entsprechende Antworten vorbereiten. Hierzu zählen Rechtsstreitigkeiten, Kundenverluste, Verstöße gegen Compliance Regeln oder der Abgang von kritischen Mitarbeitern.

Realistischer Business Plan

Die Stärken und Potentiale eines Unternehmens müssen konsequenterweise in einem verständlich strukturierten Business Plan abgebildet werden. Dargestellt werden sollten dabei die nächsten 3-5 Jahre auf Basis von historischen Ertrags- und Bilanzzahlen. Dabei sollten ungewöhnliche Geschäftsvorgänge, die das nachhaltige operative Ergebnis einmalig verzerren, transparent bereinigt werden. Ein eigener Business Plan ist ein zentraler Punkt in der Vorbereitung, denn legt der Verkäufer keinen eigenen Business Plan vor, wird der Käufer eine eigene Planung entwerfen, die dann möglicherweise weit von den Vorstellungen des Verkäufers entfernt ist.

Bewertung des Unternehmens

Im Rahmen der Verkaufsgespräche sind unterschiedliche Auffassungen zum Wert des Betriebs der häufigste Grund für ein Scheitern. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich auch der Verkäufer frühzeitig mit dem Thema Bewertung auseinandersetzt und eine realistische Einschätzung über den fairen Wert des Unternehmens trifft. Es gibt verschiedene Methoden, um den Wert des Unternehmens zu ermitteln, und es ist wichtig, eine fundierte Bewertung durchzuführen, die auf historischen Finanzdaten sowie dem aktuellen Business Plan basiert. Die wichtigsten Bewertungsmethoden wie Multiples oder das Discounted Cash-Flow Verfahren werden in einem separaten Beitrag im zwei.7 Ratgeber adressiert.

Aufbereitung der Due Diligence Unterlagen

Besteht konkretes Interesse am Unternehmen, werden Käufer nach und nach in eine Unternehmensprüfung einsteigen. Zwar wird jeder Käufer eine eigene Vorstellung der offenzulegenden Informationen mitbringen und individuelle Schwerpunkte setzen, aber es gibt zahlreiche Informationen, die bei praktisch jedem Unternehmensverkauf offengelegt werden. Dazu zählen vollständige und aktuelle Finanzunterlagen wie Jahresabschlüsse, Kontoauszüge und die monatliche Berichterstattung, aber auch Steuererklärungen und die Ergebnisse von Steuerprüfungen. Daneben beinhaltet der Datenraum alle anderen Informationen, die zum Geschäftsbetrieb des Unternehmens gehören, von Kunden- und Lieferantenverträgen über betriebliche Genehmigungen und Zertifizierungen bis zu Informationen über Mitarbeiter, IT-Systeme und Patente.

Auswahl Berater

Der Verkauf eines Unternehmens ist alles andere als trivial. Selbst erfahrene Käufer werden sich deshalb frühzeitig externe Unterstützung ins Boot holen. Genau das sollte auch ein professioneller Verkäufer machen. Besonders wichtig sind die Bereiche Recht und Steuern, die nur von erfahrenen Experten vollumfänglich abgedeckt werden können. Generell gilt: Gute Berater sind nicht günstig, aber lohnen sich in aller Regel, da es bei den Verhandlungen im Rahmen eines Unternehmensverkaufs schnell um größere Beträge gehen kann. Zu diesem wichtigen Thema gibt es ebenfalls einen Beitrag im zwei.7 Ratgeber.

Finanzierung

Auch wenn potenzielle Käufer in der Regel eine eigene Finanzierungslösung vorbereiten, um den Kaufpreis zu leisten – gerade für kleinere Unternehmen mit einer engen Verbindung zur Hausbank ist es ratsam, die wichtigsten Bankpartner früh über die Pläne eines Unternehmensverkaufs zu unterrichten, denn typischerweise haben sowohl die Banken als auch der neue Eigentümer ein großes Interesse, die funktionierende Bankbeziehung weiterzuführen. Haben die bisherigen Inhaber dem Unternehmen in nennenswertem Umfang Gesellschafterdarlehen gewährt, sollten die Eigentümer eine klare Vorstellung über die Behandlung dieser Darlehen entwickeln. Häufig werden diese Gesellschafterdarlehen im Rahmen des Verkaufs abgelöst, sie können aber auch bis auf weiteres stehen bleiben und dem Käufer somit eine Reduzierung des Liquiditätsbedarfs ermöglichen.

Kommunikationskonzept

Klar ist, der Verkauf eines Unternehmens muss diskret ablaufen. Trotzdem kommt der Zeitpunkt, an dem man Schlüsselmitarbeiter einbinden sollte. Hier ist es wichtig, auf Mitarbeiter zu setzen die vertraulich und loyal unterstützen. Keinesfalls dürfen Gerüchte über einen bevorstehenden Unternehmensverkauf entstehen, denn dies würde zu Unsicherheit in der Belegschaft und im schlimmsten Fall zu ungewollten Mitarbeiterabgängen führen. Gleichzeitig sollte aber frühzeitig vorbereitet werden, wie nach erfolgtem Verkauf gegenüber Mitarbeitern kommuniziert wird. Oberstes Ziel ist es, die Mitarbeiterbindung und -motivation auch nach dem Verkauf zu gewährleisten. Der ideale Kommunikationsablauf ist in einem separaten Beitrag im zwei.7 Ratgeber beschrieben.

Mit dem Unterzeichnen von Vertraulichkeitsvereinbarungen und der Ansprache und dem Kennenlernen von potenziellen Käufern beginnt dann der eigentliche Verkaufsprozess, der eng mit den Interessenten abgestimmt werden muss.

Wie finde ich die richtigen Berater für den Verkauf meines Unternehmens?

Ratgeber #2

Wie finde ich die richtigen Berater für den Verkauf meines Unternehmens? Wie finde ich die richtigen Berater für den Verkauf meines Unternehmens?

Mehr erfahren 31. August 2022, 18 Uhr

Der Verkauf eines Unternehmens ist ein komplexer und oft einmaliger Prozess, der eine gründliche Vorbereitung erfordert. Um sicherzustellen, dass die Veräußerung effizient und reibungslos verläuft und ein angemessener Preis für das Unternehmen erzielt werden kann, ist die Unterstützung durch qualifizierte Berater zu empfehlen. Dabei ist professionelle Unterstützung in zwei Bereichen besonders wichtig:

Rechtliche Beratung

Kompetente rechtliche Unterstützung ist für den erfolgreichen und wertmaximierenden Verkauf eines Unternehmens entscheidend. Das gilt bereits für die Vorbereitungsphase des Unternehmensverkaufs. Ein erfahrener Anwalt identifiziert schon im Vorfeld mögliche rechtliche Risiken, die auch von einem professionellen Käufer im Rahmen der Due Diligence aufgedeckt werden. Dadurch ist man als Firmeninhaber in der Lage, etwaige Risiken frühzeitig zu minimieren bzw. durch eine entsprechende Vorbereitung glaubwürdig zu erklären. Laufen die Verkaufsgespräche, wird ein erfahrener Anwalt zudem aktiv den Dialog mit den Rechtsberatern des Käufers suchen, um etwaige rechtliche Fragen des Interessenten frühzeitig zu adressieren.

Darüber hinaus spielt die rechtliche Beratung bei den Vertragsverhandlungen und der Erarbeitung der rechtlichen Dokumentation eine entscheidende Rolle. Denn zu einem geglückten Verkauf eines Unternehmens gehört nicht nur ein angemessener Kaufpreis, sondern auch faire rechtliche Rahmenbedingungen beispielsweise im Hinblick auf Verkäufergarantien oder Wettbewerbsverbote. Aufgrund der Komplexität von Unternehmenskaufverträgen und Gesellschaftervereinbarungen leistet ein verkaufserfahrener Anwalt hier einen enormen Mehrwert für den Verkäufer.

Steuerliche Beratung

Selbst bei vergleichsweise einfachen gesellschaftsrechtlichen Strukturen führt ein Unternehmensverkauf regelmäßig zu steuerlichen Fragestellungen:

  1. wann ist der richtige Zeitpunkt für den Verkauf?
  2. wie soll der Verkauf strukturiert werden?
  3. in welcher Form kann sich der Verkäufer rückbeteiligen?
  4. wie soll der Kaufpreis aufgeteilt werden?

Diese und weitere Fragen können in der Regel durch eine rechtzeitige und gründliche Vorbereitung zufriedenstellend gelöst werden. Dies bedingt aber eine kompetente steuerliche Einschätzung, die nur durch ein transaktionserfahrenes Steuerbüro geleistet werden kann. Die steuerliche Beratung bietet zudem hilfreiche Unterstützung im Due Diligence Prozess, da sie als Ansprechpartner für die steuerlichen Berater der Käuferseite auftritt und mögliche Bedenken fachlich adressieren kann.
Bei der Auswahl der richtigen Berater sollte man sich als Unternehmer Zeit nehmen. Ein gutes Beraterteam spart nicht nur Zeit und Nerven, sondern kann sich am Ende auch finanziell lohnen. Zur Auswahl der richtigen Berater empfehlen sich folgende Schritte:

Fragen Sie nach Empfehlungen

Eine der besten Möglichkeiten, passende Berater zu finden, ist durch Empfehlungen von anderen Unternehmern, Anwälten oder Wirtschaftsprüfern. Fragen Sie in Ihrem Netzwerk nach Empfehlungen oder suchen Sie in Branchen- oder Berufsverbänden nach Beratern, die Erfahrung im Verkauf von Unternehmen haben. Teilweise ist es auch hilfreich, den potenziellen Käufer nach Empfehlungen zu fragen. Kommt dieser aus dem Family Office oder Private Equity Umfeld, verfügt er in der Regel über ein umfangreiches Netzwerk an transaktionserfahrenen Beratern.

Überprüfen Sie die relevante Erfahrung der Berater

Sobald Sie eine Liste von potenziellen Beratern haben, sollten Sie deren Erfahrung und Qualifikationen prüfen. Suchen Sie nach Beratern, die in der Vergangenheit bei erfolgreichen Verkäufen von Unternehmen in Ihrer Branche unterstützt haben. Es ist dabei wichtig, dass die Berater über konkrete und möglichst umfangreiche Erfahrung im Verkauf von Unternehmen verfügen. Die Anzahl und die Größe der jeweils beratenen Unternehmen ist hierfür ein guter Ansatzpunkt. Bei Anwälten ist zudem wichtig, dass der Schwerpunkt auf dem Bereich Gesellschaftsrecht liegt. Werden im Rahmen des geplanten Verkaufs spezifische Probleme erwartet, z.B. bezüglich Kartell- oder Patentrecht, empfiehlt sich schon für die Vorbereitung die Einbeziehung von entsprechenden Spezialisten.

Holen Sie konkrete Referenzen ein

Ein wichtiger Faktor bei der Auswahl der richtigen Berater ist die Überprüfung von Referenzen. Lassen Sie sich von möglichen Beratern entsprechende Kontakte von ehemaligen Mandanten zur Verfügung stellen und sprechen Sie mit diesen Unternehmen, um deren Erfahrungen zu hören und sicherzustellen, dass die Berater erfolgreich und zuverlässig arbeiten.

Schaffen Sie frühzeitig Transparenz über die Kosten

Der Verkauf eines Unternehmens kann zeit- und kostspielig sein. Prüfen Sie daher im Vorfeld die Kostenstruktur der Berater und lassen Sie sich ein verbindliches Angebot erstellen. Hierbei ist es wichtig, auch versteckte Kosten wie Spesen, Reisekosten und Nebenkosten zu berücksichtigen. Häufig sind Berater bereit, Festpreise für vordefinierte Leistungen wie die Verhandlung und Erstellung der Verkaufsverträge anzubieten.

Treffen Sie die Berater persönlich

Bevor Sie sich für einen Berater entscheiden, sollten Sie die wichtigsten Ansprechpartner unbedingt persönlich treffen. Nur so können Sie einschätzen, ob die Chemie zwischen Ihnen und dem Beraterteam stimmt. Denn in einem Verkaufsprozess ist es wichtig, an seiner Seite Berater zu haben, die tatsächlich im Sinne des Mandanten handeln und ehrliche Ratschläge erteilen. Zudem muss sichergestellt werden, dass das Projekt bei den Beratern eine hohe interne Priorität genießt und notwendige Ressourcen verfügbar sind. Hier bieten sich in der Regel kleinere und mittelgroße Anwaltskanzleien und Steuerbüros an. Diese agieren in der Regel pragmatischer und verstehen die Erwartungen und Bedürfnisse von mittelständischen Unternehmern.

Welche Optionen habe ich als Unternehmer bei der Nachfolgeregelung?

Ratgeber #2

Welche Optionen habe ich als Unternehmer bei der Nachfolgeregelung? Welche Optionen habe ich als Unternehmer bei der Nachfolgeregelung?

Mehr erfahren 31. August 2022, 18 Uhr

Der Generationenwechsel im Mittelstand bleibt ein brandaktuelles Thema. Laut KfW streben bis zum Ende des Jahres 2025 16 % der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland eine Nachfolgelösung an. Drei Viertel dieser Unternehmen erachten die Suche nach einem geeigneten Nachfolger dabei als problematisch. Die Suche nach einem idealen Nachfolger gehört somit zu den größten Herausforderungen eines Unternehmers. Auf die wesentlichen Optionen wollen wir in diesem Beitrag eingehen.

Familieninterne Nachfolge

Für die meisten Unternehmer ist die Übergabe an Familienmitglieder die naheliegendste Form der Nachfolge. Gerade mittelständische Unternehmen verfügen oftmals über eine Familientradition, die mehrere Generationen beinhaltet. Nicht immer ist die familieninterne Weitergabe des Unternehmens aber eine realistische Option. Vielfach haben die Familienmitglieder andere Zukunftspläne oder identifizieren sich nicht in ausreichendem Maße mit dem Unternehmen.

Teilweise mangelt es potenziellen Familiennachfolgern auch an Erfahrung und Kompetenz, um direkt die volle Verantwortung über eine erfolgreiche Firma zu übernehmen und diese weiterzuentwickeln. Hier kann es sinnvoll sein, die Übergabe gemeinsam mit einem externen Partner zu gestalten, der seine Erfahrung und sein Netzwerk einbringt, um die Nachfolge gemeinsam erfolgreich zu gestalten.

Erfahrungsgemäß mangelt es Unternehmern gerade bei der familieninternen Nachfolge auch an der Fähigkeit, loszulassen. Auch wenn hinter dem fortgesetzten Mitwirken meistens eine gute Absicht steht, ist es wichtig, dass die Familiennachfolger die volle Entscheidungsfreiheit erhalten, mit der notwendigen Autorität ausgestattet sind und dies im Unternehmen auch klar kommuniziert wird. Bei der familieninternen Nachfolge ist zudem zu empfehlen, dass sich alle Beteiligten frühzeitig mit dem Ehe- und Erbrecht auseinandersetzen, um gravierende finanzielle Folgen zu vermeiden und ggfs. notwendige Änderungen in der Unternehmensorganisation frühzeitig umsetzen können. Auch deshalb dauert die familieninterne Nachfolge häufig deutlich länger als andere Nachfolgearten.

Übertragung an Mitarbeiter

Eine naheliegende Nachfolgeoption ist für viele Unternehmer die Übertragung der Gesellschaftsanteile an leitende Mitarbeiter im Unternehmen. Diese kennen die Firma mit all ihren Stärken und Schwächen und werden in der Regel von den anderen Mitarbeitern anerkannt und geschätzt. Nicht jeder leitende Mitarbeiter bringt allerdings die Führungsqualitäten, die Risikobereitschaft und den langen Atem mit die notwendig sind, um ein Unternehmen nachhaltig weiterzuentwickeln. Zudem fehlt es in den meisten Fällen am notwendigen Kapital, um einen fairen Kaufpreis an die bisherigen Gesellschafter zu leisten. Eine Earn-out Klausel oder eine Finanzierung mit Verkäuferdarlehen kann hier eine Lösung darstellen – beides erhöht aber auch das Risiko des bisherigen Gesellschafters, weil ein wesentlicher Teil des Kaufpreises vom unternehmerischen Erfolg des Nachfolgers abhängig ist. Eine Alternative kann auch eine Beteiligungsgesellschaft sein, die bereit ist mit einem passenden internen Kandidaten ein Team zu bilden und die firmeninterne Nachfolge zu finanzieren.

Veräußerung an einen strategischen Käufer

Hier gibt es unterschiedliche Interessenslagen, abhängig vom Hintergrund des jeweiligen strategischen Käufers:

Konzern
Große Unternehmen sind kontinuierlich auf der Suche nach Wachstum sowie einer Reduzierung des Unternehmensrisikos durch Diversifizierung. Für viele Konzerne spielen dabei Übernahmen von attraktiven Firmen eine wichtige Rolle. Die strategischen Motive sind vielfältig. Ein Zukauf kann die Wertschöpfungstiefe erhöhen, zusätzliche Kundengruppen erschließen, und neue Produktkategorien oder Dienstleistungen erschließen. Darüber hinaus schätzen Konzerne das zusätzliche Know-how und die Mitarbeiter, die bei einem Zukauf übergehen. Potenzielle Synergien spielen für Konzerne bei der Betrachtung von Zukäufen eine wichtige Rolle, da sie in der Regel bestehende Strukturen nutzen können. So können die Produkte des erworbenen Unternehmens über die bereits vorhandenen Vertriebsstrukturen in den Markt gebracht werden. Die bereits bestehenden Strukturen führen aber auch dazu, dass häufig Kostensenkungen auf der Agenda stehen. Beispielsweise können durch die Zusammenlegung mit dem Mutterkonzern Mitarbeiter aus zentralen Bereichen (Personal, Finanzen, Marketing) abgebaut oder das Produktportfolio reduziert werden. Oftmals werden die Strukturen und die Unternehmenskultur der erworbenen Gesellschaft durch die Integration in den Konzern angepasst – und insbesondere Führungskräfte freigesetzt, da entsprechende Positionen bereits im Mutterkonzern vorhanden sind.

Direkter Mitbewerber
Bei einer Übernahme durch einen direkten Wettbewerber greifen grundsätzlich ähnliche Erwartungen wie bei der Akquisition durch einen Konzern. Ein zentrales strategisches Motiv kommt allerdings noch hinzu: die Reduzierung des Wettbewerbs durch den Zusammenschluss oft ähnlicher großer Unternehmen. Das bedeutet nicht nur attraktivere Konditionen im Einkauf, sondern auch eine verbesserte Verhandlungsposition gegenüber Kunden. Gleichzeitig ist das kombinierte Unternehmen attraktiver für talentierte Mitarbeiter. Klassische Synergien, insbesondere auf der Kostenseite, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Das bedeutet auch hier, dass vielfach der Abbau von Arbeitsplätzen die Folge ist. Erfolgt eine Übernahme durch einen direkten Mitbewerber, ist zudem die zukünftige Besetzung des Führungsteams meist eine Streitfrage, die sich auch nach Abschluss der Transaktion fortsetzen kann. Zudem sollte man als Unternehmensinhaber insbesondere bei direkten Wettbewerbern darauf achten, welche Interessenten für weiterführende Gespräche und letztlich eine Due Diligence Prüfung eingeladen werden. Es kommt häufig vor, dass strategische Parteien anfängliches Kaufinteresse nur suggerieren, um möglichst viele vertrauliche Informationen zu erhalten.

Verkauf an eine Beteiligungsgesellschaft

Eine weitere Option ist die Veräußerung von Anteilen an eine Beteiligungsgesellschaft. Hier gibt es unterschiedliche Modelle, von klassischen Private-Equity Investoren bis hin zu Family Offices, die sich auf den Erwerb von Unternehmensanteilen spezialisieren. Bei einer Beteiligungsgesellschaft besteht ein deutlich geringeres Risiko, dass vertrauliche Informationen in falschen Händen landen. Dazu kommt, dass die Beteiligungsgesellschaften in der Regel transaktionserfahren sind und der Zeitraum vom Erstgespräch bis zur Vertragsunterschrift recht kurz sein kann. Wichtig ist hier vor allem, dass der Unternehmensinhaber den passenden Partner findet, der das Unternehmen im Sinne des bisherigen Inhabers weiterentwickelt.

Insbesondere wenn man als Verkäufer Wert auf eine längerfristige Lösung legt und einen Partner mit unternehmerischem Verständnis sucht, kann ein Family Office die richtige Lösung sein. Gerade Family Offices bieten meist die Möglichkeit an, dass sich der Verkäufer weiterhin an der Gesellschaft beteiligen kann. Zu einem gewährt dies dem bisherigen Inhaber die Möglichkeit, an einer positiven Unternehmensentwicklung weiterhin zu partizipieren. Zudem kann eine Rückbeteiligung ein wichtiges Signal der Kontinuität an Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten sein. Gerade die Weitergabe einer Firma an eine Beteiligungsgesellschaft ist gegenüber den Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten erklärungsbedürftig. Hier ist es wichtig, frühzeitig ein gemeinsames Kommunikationskonzept zu entwickeln und offen über Pläne und Ziele des neuen Partners zu informieren.

Fazit

Optionen für die Unternehmensnachfolge gibt es also zur Genüge. Wichtig ist, dass man als Unternehmensinhaber eine klare Vorstellung über den Zeitpunkt des Verkaufs und den idealen Partner entwickelt. Genauso wichtig ist allerdings auch, dass man sich als Unternehmer rechtzeitig mit dem Thema Nachfolge beschäftigt – denn eine durchdachte Vorbereitung und die Suche nach dem idealen Partner kann mehrere Jahre dauern.

Mitarbeiter zu Unternehmern machen – welche Optionen gibt es?

Ratgeber #2

Mitarbeiter zu Unternehmern machen – welche Optionen gibt es? Mitarbeiter zu Unternehmern machen – welche Optionen gibt es?

Mehr erfahren 31. August 2022, 18 Uhr

Ist die familieninterne Weitergabe des Unternehmens keine Option, kann es sinnvoll sein, motivierte und kompetente Mitarbeiter zu Mitunternehmern zu machen und ihnen im Rahmen einer Nachfolgeregelung perspektivisch Anteile am Unternehmen zu übertragen. In diesem Zusammenhang werden häufig die Begriffe Management Buy-Out (MBO) und Management Buy-in (MBI) genannt:

Management Buy-out (MBO)

Beim Management Buy-out verkauft der Inhaber das Unternehmen an bereits im Unternehmen tätige Geschäftsführer oder leitende Angestellte. Die Anteile des bisherigen Eigentümers werden hierfür teilweise oder gesamthaft an die bestehende Geschäftsführung oder führende Mitarbeitende übertragen. In der Praxis wird dieser Prozess häufig von einer Beteiligungsgesellschaft oder einem externen Investor begleitet, da Angestellte die Finanzierung des Kaufpreises in der Regel nicht allein tragen können.

Vorteile

  • Transparenz: Der Inhaber kennt den potenziellen Nachfolger aus der gemeinsamen Zusammenarbeit und kann somit die Stärken und Schwächen, sowie die allgemeine Eignung zum Unternehmer gut beurteilen. Dazu gehört neben Kompetenz, Erfahrung und Führungsstärke auch die Kompatibilität zur Unternehmenskultur. Das Risiko eines Fehlgriffs wird damit deutlich reduziert.
  • Schnelle Übergabe: Die Einarbeitungszeit fällt normalerweise erheblich kürzer aus, da der interne Nachfolger die Firma bereits kennt. Er ist mit dem Markt, dem Geschäftsmodell, den Prozessen und Strukturen, den Mitarbeitern, sowie den Stakeholdern bestens vertraut. Das wiederum beschleunigt die Übergabe, da viele Lernprozesse entfallen und eine Eingewöhnungszeit, wie bei externen Kandidaten üblich, nicht notwendig ist.
  • Vertrauen: Da man sich seit längerer Zeit kennt, besteht üblicherweise bereits großes Vertrauen von Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten in den internen Nachfolger – die übliche Skepsis bei einem unbekannten, externen Kandidaten entfällt damit. Im Gegenteil, das Vertrauen in einen internen Kandidaten kann die Motivation der gesamten Belegschaft fördern.
  • Diskretion: Die Verkaufsgespräche werden mit führenden Mitarbeitern geführt, die im Rahmen ihrer operativen Tätigkeit bereits erhebliche Einblicke in vertrauliche Details besitzen. Das Risiko einer Offenlegung von Unternehmensinterna an Externe wird damit erheblich reduziert.

Nachteile

  • Emotionalität und Hierarchie: Aufgrund der persönlichen Beziehung zwischen bisherigem Eigentümer und internem Nachfolger können Verhandlungen möglicherweise nicht mit der gleichen Professionalität und Konsequenz geführt werden. Wichtige Diskussionen, z.B. bezüglich finanzieller Konditionen werden oftmals verdrängt, oder nicht in ausreichendem Umfang verhandelt und geregelt. Gleichzeitig kann der zum Zeitpunkt der Verhandlungen noch bestehende Unterschied in der Hierarchie die Verkaufsgespräche erschweren, da der potenzielle Nachfolger auch im Falle eines Scheiterns der Gespräche weiter beim Unternehmen verbleiben möchte.
  • Bias: Ein interner Nachfolger, der seit Jahren im Unternehmen arbeitet, wird möglicherweise die bisherige Strategie und die etablierten Prozesse ohne kritisches Hinterfragen übernehmen. Ungenutzte Potenziale, die manchmal erst durch einen frischen Blick von außen erkannt werden, bleiben in diesem Fall unentdeckt und können nicht gehoben werden. Das gleiche gilt für bislang nicht erkannte Risiken, die von einem internen Nachfolger weniger wahrscheinlich entdeckt und adressiert werden.
  • Finanzierung: Leitende Angestellte oder Geschäftsführer verfügen in der Regel nicht über das nötige Kapital, um den mehrheitlichen Erwerb eines Unternehmens zu finanzieren. Entsprechend ist bei Management Buy-Outs der Kaufpreis typischerweise niedriger und beinhaltet einen oft erheblichen Loyalitätsabschlag. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn keine externen Beteiligungspartner involviert sind. Oftmals ist dann ein Verkauf nur möglich, wenn der bisherige Inhaber ein Verkäuferdarlehen an den neuen Eigentümer gewährt oder einer Earn-out-Regelung zustimmt – und dies wiederum bedeutet, dass der Verkäufer weiterhin maßgeblich im Unternehmen involviert bleibt.
  • Rollenwechsel: Nicht immer sind die besten Mitarbeiter auch gute Unternehmer. Verständlicherweise wird sich der bisherige Inhaber bei der Suche nach einem internen Nachfolger insbesondere auf die fachliche Kompetenz von Kandidaten konzentrieren. Als Eigentümer einer Gesellschaft sind allerdings neben inhaltlicher Stärke auch andere Eigenschaften gefragt: das Eingehen von kalkulierten unternehmerischen Risiken ist genauso wichtig wie die Fähigkeit, Mitarbeiter zu motivieren und harte Entscheidungen zu treffen.

Management Buy-in (MBI)

Beim Management Buy-in verkauft der Unternehmer die Firma an einen Nachfolger, der bislang nicht im Unternehmen tätig war. Dieser Nachfolger wird in der Regel nicht nur die Rolle des neuen Inhabers antreten, sondern auch als Geschäftsführer das Unternehmen leiten. Auch dieser Übergabeprozess wird häufig von einer Beteiligungsgesellschaft begleitet, um den Nachfolger bei der Finanzierung zu unterstützen.

Vorteile

  • Neue Impulse: Langjährige Mitarbeiter eines Unternehmens, auch Führungskräfte, sind über die Zeit anfällig für eine gewisse Betriebsblindheit. Dies ist besonders häufig der Fall, wenn sich das Unternehmen solide entwickelt hat. Ein externer Nachfolger hingegen wird unvoreingenommen auf Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken eines Unternehmens blicken. Somit besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass bislang nicht entdeckte Risiken adressiert und auf der anderen Seite neue Opportunitäten wahrgenommen werden, um das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
  • Auswahl: Während bei einer internen Nachfolgersuche meist nur wenige Kanditen in Frage kommen, steht dem Inhaber bei der Suche nach einem MBI-Kandidaten eine wesentlich größere Auswahl zur Verfügung, die natürlich auch von der jeweiligen Branche abhängig ist. Selbstverständlich stehen somit die Chancen höher, einen Nachfolger zu finden, der ideale fachliche und persönliche Qualifikationen mitbringt.
  • Keine Emotionalität: Vielfach besteht zwischen Unternehmensinhaber und führenden Mitarbeitern ein enges Vertrauensverhältnis, das über viele Jahre gewachsen ist. Harte Verhandlungen werden entsprechend häufig vermieden. Beim MBI hingegen wird nur mit externen Kandidaten gesprochen. Folglich besteht keine persönliche Beziehung zum Nachfolger und Kaufpreis sowie sonstige Übernahmekonditionen können frühzeitig und mit der nötigen Konsequenz verhandelt werden. Als Resultat ergibt sich oftmals ein höherer Kaufpreis und für beide Seiten klar geregelte Vereinbarungen.

Nachteile

  • Mangelnde Branchenkenntnis: Jedes Unternehmen ist individuell positioniert und oftmals in ganz speziellen Nischen tätig. Die langjährigen Unternehmensinhaber und die Führungsmitarbeiter im Betrieb kennen somit Markt, Umfeld und Positionierung am besten. Externe Kandidaten kommen dagegen oft nicht aus der gleichen Nische und müssen sich in die Besonderheiten und das Umfeld eines Unternehmens erst einarbeiten. Das bedeutet im besten Fall nur eine überschaubare zeitliche Belastung, kann im schlimmsten Fall aber auch dazu führen, dass strategische Entscheidungen aufgrund von inkorrekten Einschätzungen und fehlenden Kenntnissen falsch getroffen werden.
  • Informationsasymmetrie: Das Vertrauensverhältnis zwischen Unternehmensinhaber und einem potenziellen Nachfolger muss erst aufgebaut werden. Auch nach intensiver Recherche wird der bisherige Inhaber keine vollständige Beurteilung des Nachfolgekandidaten vornehmen können – die Wahl eines Nachfolgers beinhaltet also auch einen Vertrauensvorschuss. Auf der anderen Seite wird der Nachfolgekandidat das Unternehmen, den bisherigen Inhaber und die Mitarbeiter kritisch prüfen. Idealerweise kann der Inhaber viele Fragen mit konkreten Zahlen und Fakten belegen, eine vollständige Transparenz ist aber nur selten herzustellen. Deshalb verbleibt für beide Seiten ein erhöhtes Risiko, dass die Zusammenarbeit nicht funktioniert.
  • Mögliche Verunsicherungen: Handelt es sich bei dem neuen Firmeninhaber um eine externe Person, ist eine anfängliche Skepsis seitens der Mitarbeiter nicht überraschend. Auch Kunden und Lieferanten werden den noch unbekannten Nachfolger zunächst mit einer gewissen Skepsis begegnen. Das bedeutet, dass Loyalität und Respekt der Mitarbeitenden sowie das Vertrauen der Kunden und Lieferanten erst wieder neu aufgebaut werden müssen. Das kostet Zeit und bindet Ressourcen, die ansonsten für wertsteigernde Initiativen verwendet werden könnten.
Was sollte mein unternehmerischer Partner mitbringen?

Ratgeber #2

Was sollte mein unternehmerischer Partner mitbringen? Was sollte mein unternehmerischer Partner mitbringen?

Mehr erfahren 31. August 2022, 18 Uhr

Ein Stück des eigenen unternehmerischen Lebenswerks abzugeben und einen Beteiligungspartner an Bord zu holen ist keine leichte Entscheidung. Ist der Entschluss über die Veräußerung von Unternehmensanteilen gefallen, stellt sich naturgemäß die Frage nach dem idealen Partner. Was dieser alles mitbringen sollte, hängt vor allem vom Beteiligungsanlass ab.

A: Ich möchte mein Unternehmen im Rahmen einer Nachfolgeregelung in neue Hände geben

Langfristiges Denken
Mittelständische Unternehmen werden meist über viele Jahrzehnte mit Herz und Leidenschaft geformt und aufgebaut. Oftmals haben mehrere Generationen mitgewirkt, um das Unternehmen auf den heutigen Stand zu entwickeln. Entsprechend wichtig ist es, den langfristigen Bestand der Firma sicherzustellen. Es geht darum, einen Partner zu finden der langfristig an Markt und Unternehmen glaubt und nicht einfach nur über einen schnellen Weiterverkauf nachdenkt. Glaubwürdigkeit spielt hier eine entscheidende Rolle, sei es durch Referenzen aus früheren Beteiligungen oder der unternehmerischen Kompetenz und Leistungsnachweise im Team des potenziellen Partners.

Klares Bekenntnis zu Mitarbeitern und Standorten
Gerade in mittelständisch geprägten Firmen gehören die Mitarbeiter zur Unternehmensfamilie. Werte wie Loyalität, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit bilden zentrale Bestandteile der Unternehmenskultur. Und bergen Konfliktpotenzial mit jenen Investoren, die ihren Werthebel primär in der Reduzierung von Kosten sehen. Nicht selten leiden darunter die mit Abstand größten Werttreiber im Unternehmen: die Mitarbeiter. Entscheidend ist also ein Partner, der den Wert der Mitarbeiter erkennt und schätzt, und sich zu den Beschäftigten und den Standorten des Unternehmens bekennt. Das ist erfahrungsgemäß vor allem bei Beteiligungspartnern der Fall, die sich auf längerfristiges Wachstum fokussieren und entsprechende Leistungsnachweise vorzeigen können.

Wertschätzung
Für jeden Unternehmer ist seine Firma etwas ganz Besonderes. Und das soll auch so bleiben. Echte Wertschätzung kann sich in mehreren Facetten widerspiegeln:

  • einem fairen Kaufpreis, der den aktuellen Firmenwert abbildet und die Lebensleistung des Unternehmers honoriert
  • die Gründung eines Beirats, so dass der bisherige Inhaber auch weiterhin sein Netzwerk einbringen kann und nah am Unternehmen bleibt
  • einem offenen, ehrlichen und persönlichen Austausch: auf Augenhöhe, direkt mit Entscheidungsträgern

Flexibilität
Eine erfolgreiche Nachfolgeregelung ist in den meisten Fällen ein komplexer Prozess. Der Weg zum Ziel, einer langfristigen Nachfolgelösung, muss vielfach erst gemeinsam gefunden werden. Hier ist es ein unschätzbarer Vorteil, wenn der Partner Flexibilität mitbringt und schnelle Entscheidungen treffen kann. Das kann sich auf die flexible Festlegung einer Transaktionsstruktur beziehen, die dem Verkäufer steuerliche Vorteile sichert. Oder die Berücksichtigung der Inhaberinteressen beim Umgang mit der Betriebsimmobilie, die für den Verkäufer meistens einen erheblichen langfristigen Vermögenswert darstellt. Das kann aber auch die Offenheit eines Investors für eine Rückbeteiligung sein, denn sie ermöglicht dem bisherigen Firmeninhaber, auch am zukünftigen Erfolg teilzuhaben.

B: Ich suche einen Partner für gemeinsames Wachstum

Leidenschaft für Wachstum
Viele Unternehmen kommen irgendwann in diese Situation – das historische Wachstum konnte erfolgreich mit Bordmitteln umgesetzt werden, aber der nächste Wachstumsschritt stellt eine große Herausforderung dar: sei es die Expansion ins Ausland, der Aufbau einer neuen Produkt- oder Dienstleistungskategorie, oder die Neuausrichtung in einem dynamischen Marktumfeld. In diesen Situationen wünscht man sich als Unternehmer mehr als nur einen Partner mit Kapital – denn für den nächsten Entwicklungsschritt braucht es einen Beteiligungspartner, der für Wachstum brennt. Dazu zählen das Schaffen von Arbeitsplätzen, Investitionen in Forschung & Entwicklung, der Ausbau der Vertriebsleistung und die Nutzung von Marktchancen durch Digitalisierung. Ein Inhaber sollte in diesem Fall also besonders darauf achten, dass Wachstum im Fokus des Partners steht.

Echte Mehrwerte
Der Aufbau eines neuen Standorts, Investitionen in Forschung und Entwicklung, die Übernahme eines Konkurrenten – große Wachstumsschritte erfordern Kapital. Das allein reicht aber nicht. Nachhaltiges Wachstum erfordert Mut, Leidenschaft, und Erfahrung. Ein idealer Wachstumspartner verfügt deshalb über ein Team, das seinen Beteiligungen Menschen mit echten Mehrwerten zur Seite stellt. Dies kann eine Personalexpertin sein, die dabei mitwirkt, dass der Fachkräftemangel für das Unternehmen keine Rolle spielt. Oder ein Unternehmer, der als Marketing- und Vertriebsprofi frische Ideen einbringt. Oder ein Konsolidierungsexperte, der durch jahrzehntelange Erfahrung genau weiß, dass nach dem Zukauf eines Wettbewerbers die Integration noch viel entscheidender ist.

Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit
Eine gute Partnerschaft setzt vieles voraus. Ganz besonders zählen dazu Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit. Dies beginnt früh im Verkaufsprozess: werden Zusagen eingehalten, werden Themen offen und ehrlich angesprochen? In der Regel erkennt man rasch, ob der potenzielle Partner für eine langfristige Zusammenarbeit geeignet ist und zur mittelständischen Unternehmenskultur passt. Und in jeder guten Partnerschaft gibt es irgendwann schwierige Zeiten, in denen ein verlässlicher Partner unabdingbar ist. Deshalb gilt: auch wenn die Veräußerung von Unternehmensanteilen zunächst eine rationale Angelegenheit ist – bei der Auswahl des richtigen Partners spielt auch das Bauchgefühl eine wichtige Rolle.

Fazit

Jeder Unternehmer hat eigene Wünsche und Erwartungshaltungen. Wichtig ist es, sich frühzeitig darüber im Klaren zu sein, was ganz besonders wichtig ist. Steht nur der Kaufpreis im Vordergrund? Will man das liebgewonnene Unternehmen in nachhaltige Hände legen, um das Wohl der Mitarbeiter zu sichern? Welche Eigenschaften fehlen mir als Unternehmer für den nächsten Wachstumsschritt ganz besonders? Wie stelle ich mir die zukünftige Zusammenarbeit mit einem Partner vor? Welche Werte sind für mich wichtig? Hat man diese Fragen für sich zufriedenstellend beantwortet, ist man bereit für die Suche nach dem Wunschpartner.

Worauf legt eine Beteiligungsgesellschaft besonderen Wert?

Ratgeber #2

Worauf legt eine Beteiligungsgesellschaft besonderen Wert? Worauf legt eine Beteiligungsgesellschaft besonderen Wert?

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Ist man als Unternehmer auf der Suche nach einem Partner, hat man natürlich individuelle Vorstellungen und Erwartungen. Gleichzeitig ist es sinnvoll, sich mit der Perspektive eines möglichen Partners zu beschäftigen. Denn zu wissen was Investoren antreibt und worauf Beteiligungsgesellschaften besonderen Wert legen, kann entscheidend weiterhelfen: sowohl in der eigenen Entscheidungsfindung als auch in der Vorbereitung.

Attraktiver Markt

Ein zentrales Kriterium für Investoren ist das Marktumfeld, in dem sich ein Unternehmen bewegt. Ist von der Marktseite Rückenwind zu erwarten, macht es die Unternehmen in dieser Branche deutlich attraktiver und das Interesse nimmt entsprechend zu. Es gibt zahlreiche Faktoren zur Einschätzung der Attraktivität eines Marktes, für Beteiligungsgesellschaften sind unter anderem die folgenden Kriterien relevant:

  • Marktgröße: nicht automatisch sind in einem größeren Markt höhere Chancen zu erwarten. Ein gewisses Volumen sollte der Markt aber aufweisen, denn zu enge Nischen bieten nur eingeschränktes Wachstumspotenzial und werden von Investoren tendenziell gemieden.
  • Marktwachstum: in der Regel der wichtigste Faktor einer Marktanalyse. Besonders überzeugend sind dabei Megatrends, die nachvollziehbar eine verstärkte Nachfrage sicherstellen. Denn ist in den nächsten Jahren strukturell weiteres Wachstum zu erwarten, bietet dies für die Marktteilnehmer nicht nur zusätzliche Umsatzmöglichkeiten. Sondern auch Margenpotenzial, da Wachstum dann nicht mit der oft kostspieligen Gewinnung von Marktanteilen einhergehen muss.
  • Wettbewerbsintensität: hierzu zählt die Einschätzung, ob es sich um einen fragmentierten oder konzentrierten Markt handelt. Gibt es viele kleine Wettbewerber, ist der Preis- und Innovationsdruck in der Regel nicht so hoch. Aus Investorensicht kommt dann noch hinzu, dass fragmentierte Märkte ein höheres Potenzial durch anorganisches Wachstum, also durch Zukäufe von kleineren Wettbewerbern, aufweisen. Hilfreich ist zudem ein Blick auf die Professionalität der Marktteilnehmer – große, finanzstarke Wettbewerber können die Attraktivität eines Marktes reduzieren, indem sie beispielsweise eine aggressive Preispolitik betreiben oder den Zugang durch bestehende Distributionsstrukturen erschweren.
  • Regulierungen: Regulative Marktfaktoren können positiv oder negativ sein: sie können in bestimmten Szenarien einen Markt vor weiterer Konkurrenz schützen oder Preise stabil halten. Oftmals werden Regulierungen oder andere politische Einflüsse von Investoren aber kritisch gesehen – denn vielfach limitieren sie das Wachstums- und Margenpotenzial. Das gilt besonders für internationale Investoren, die Besonderheiten von regionalen Märkten nur eingeschränkt kennen.
  • Substitutionsrisiken: Hier geht es um einen Blick in die Zukunft: ist die Branche auch mittel- und langfristig wettbewerbsfähig aufgestellt? Oder droht Konkurrenz durch neue Technologien, einer fortschreitenden Digitalisierung oder allgemeinen Megatrends? Ein prominentes Beispiel ist die Digitalisierung, die mit innovativen Technologien selbst lange Zeit stabile Anwendungen wie z.B. medizinische Eingriffe revolutionieren kann – und gleichzeitig Chancen öffnet für neue Marktteilnehmer.

Klare Alleinstellungsmerkmale

Für Investoren ist es wichtig, dass Unternehmen über Alleinstellungsmerkmale verfügen, welche die Firmen insbesondere in einem schwierigen Marktumfeld vor negativen Entwicklungen schützen. Diese Alleinstellungsmerkmale, auch USPs genannt, sind vielfältig und stark abhängig von der jeweiligen Branche. Weit verbreitete Überlegungen von Investoren sind:

  • Innovationskraft: ist ein Unternehmen in der Lage, durch neuartige Produkte einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb, und damit einen Preisvorteil, zu sichern? Gibt es eine erfolgreiche F&E Abteilung, die in der Lage ist, flexibel auf Markt- und Nachfrageveränderungen zu reagieren? Ist die Unternehmensstruktur auf Innovationen ausgelegt, indem zum Beispiel Mitarbeiterideen aktiv gefördert werden?
  • Patente und Zertifizierungen: können neue Produkte und Prozesse längerfristig gegen die Konkurrenz durch Schutzrechte und Patente abgesichert werden? Verfügt man über Zertifizierungen, die vom Wettbewerb nur mit erheblichem Zeitaufwand und Detailwissen erreicht werden können?
  • Enge Kundenbeziehungen: ist eine Firma in der Lage, auf der Kundenseite Abhängigkeiten zu erzeugen, weil man beispielsweise als Entwicklungspartner nur schwer zu ersetzen ist, oder durch geographische Nähe schneller und zuverlässiger liefern kann? Kann man Kunden gegenüber als Systempartner auftreten, anstatt nur einzelne, austauschbare Komponenten zu liefern?
  • Starke Marke: nicht nur im B2C Segment ist eine etablierte Marke ein Vorteil – sie transportiert Kompetenz und Verlässlichkeit, erleichtert weiteres Wachstum, und wirkt nicht zuletzt attraktiv auf bestehende und neue Mitarbeiter.
  • Produkt- und Servicequalität: für viele mittelständische Unternehmen das ursprüngliche Erfolgsgeheimnis. Verlässliche Produkte, Liefertreue, und kompetente Dienstleistungen bleiben ein zentrales Thema für den Unternehmenserfolg – und natürlich auch für Investoren ein wichtiger Punkt.

Konkrete Zahlen

Ambitionierte Ziele werden von Investoren gerne gesehen. Entscheidend sind bei der Prüfung eines Unternehmens aber harte Fakten. Dazu zählen Finanzkennzahlen, beispielsweise das historische Umsatzwachstum, die historische Profitabilität, die Investitionsintensität und die Entwicklung des Auftragsbestands. Genauso zählen operative Kennzahlen (KPIs) zu den Bereichen, die von Investoren kritisch geprüft werden. Das beinhaltet von der Mitarbeiterstruktur und dem Krankenstand über Ausschussquoten bis zur Neukundengewinnung und der Anzahl neuer Produkte pro Jahr eine ganze Reihe von Kennzahlen, die konkret mess- und vergleichbar sind. In einem fortgesetzten Stadium der Gespräche ist auch das sogenannte Current Trading wichtig, also die aktuelle Entwicklung der Unternehmensleistung im laufenden Geschäftsjahr.

Positive Unternehmenskultur

Auch wenn dieses Kriterium objektiv nur eingeschränkt zu greifen ist – eine positive Unternehmenskultur ist häufig ein Indikator für ein intaktes, entwicklungsfähiges Unternehmen bei gleichzeitig geringen Risiken. Welche Indikatoren nutzen Beteiligungsgesellschaften, um die Unternehmenskultur einzuschätzen? Neben persönlichen Gesprächen mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen Hierarchien blicken Investoren u.a. auf historische Fluktuationsdaten, den Krankenstand, sowie die Prozesse und Abläufe zur Mitarbeitereinbindung in verschiedenen Bereichen wie Arbeitssicherheit und dem internen Vorschlagswesen. Eine zunehmende Rolle spielt bei der Einschätzung der Unternehmenskultur auch das Feedback in sozialen Medien und frequentierten Karriereseiten im Internet. Erfahrene HR-Experten können hiermit eine Vielzahl an aufschlussreichen Informationen herausfiltern.

Was ist mein Unternehmen eigentlich wert?

Ratgeber #2

Was ist mein Unternehmen eigentlich wert? Was ist mein Unternehmen eigentlich wert?

Mehr erfahren 31. August 2022, 18 Uhr
Wenn Anteile an einem Unternehmen veräußert werden sollen, stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Wert der Gesellschaft. Selbstverständlich hat jeder Unternehmer eine klare Vorstellung bezüglich des fairen Werts seines Unternehmens, hat man doch viel Herzblut und Hingabe in das eigene Unternehmen gesteckt. Oft wird erwartet, dass der Kaufpreis mindestens dem Eigenkapital entspricht, und etwaige stille Reserven sollen natürlich ebenfalls berücksichtigt werden. Doch am Ende des Tages geht es um den Preis, den man bei einer Veräußerung realisieren kann. Dazu ist es wichtig, die Herangehensweise einer Beteiligungsgesellschaft zu verstehen: wie bewertet eine externe Partei das Unternehmen, und welche Bewertungsmethoden kommen dabei häufig zur Anwendung? Dieser Beitrag stellt die gängigsten Bewertungsmethoden und ihre Relevanz in der Praxis vor.

Im Wesentlichen gibt es drei verschiedene Bewertungsansätze, die in der Praxis regelmäßig genutzt werden: Einzelwertverfahren, Gesamtwertverfahren, und Multiplikatoren. Für jede dieser Bewertungsmethoden gibt es unterschiedliche Ausgestaltungen. Daneben gibt es noch weitere Bewertungsansätze wie z.B. die Bewertung mittels Optionen oder Dividendenmodelle, die in der Praxis allerdings deutlich seltener zum Einsatz kommen und nur in speziellen Situationen angewandt werden.

Einzelwertverfahren

Zu den Einzelwertverfahren gehören insbesondere das Substanzwert- sowie das Liquidationsverfahren. Das Augenmerk liegt bei diesen Methoden auf dem Marktwert der vorhandenen Vermögensgegenständen abzüglich etwaiger Verbindlichkeiten. Zu den Vermögensgegenständen können neben Grundstücken, Gebäuden und Maschinen auch immaterielle Werte wie Kundenlisten oder Markenwerte zählen. Beim Substanzwert steht die Überlegung im Vordergrund, welcher Wert bei der Wiederbeschaffung aller Vermögensgegenstände des Unternehmens zu Marktpreisen aufzuwenden wäre. Bei der Ermittlung des Liquidationswerts werden die fiktiven Wertzuflüsse ermittelt, die bei einem Verkauf aller Vermögensgegenstände zu aktuellen Marktpreisen zu realisieren wären.

Die Ertragskraft eines Unternehmens, also erwartete zukünftige Gewinne werden bei diesen Betrachtungen nicht berücksichtigt, so dass die Ergebnisse der Einzelwertverfahren insbesondere bei profitablen oder wachsenden Unternehmen regelmäßig zu niedrig ausfallen. Deshalb kommen diese Bewertungsmethoden insbesondere bei Banken zur Anwendung, die im Rahmen ihrer Bilanzanalysen eine „Wertuntergrenze“ auf Basis von verfügbaren Abschlüssen ermitteln können. Ansonsten spielen die Einzelwertverfahren in der Praxis keine große Rolle, da sich Investoren auf die Fortführung von Unternehmen und somit die zukünftig zu erwartenden Erträgen fokussieren.

Gesamtwertverfahren

Anders als bei den Einzelwertverfahren stehen bei Gesamtwertverfahren die zukünftigen Erträge (Ertragswertverfahren) bzw. zukünftigen Zuflüsse (Discounted Cash Flow Verfahren) im Fokus.

Zur Ermittlung eines angemessenen Wertes wird auf Basis von historischen Jahresabschlüssen eine Planung für die nächsten 3-5 Jahre ermittelt. Beim Discounted Cash Flow Verfahren (DCF) wird dabei auf den freien Cash Flow abgestellt, das heißt ausgehend vom jährlichen operativen Ergebnis werden Steuerzahlungen, bilanzwirksame Investitionen sowie Veränderungen im Umlaufvermögen berücksichtigt.

Die so ermittelten freien Cash-Flows der Planjahre werden summiert und mit einem risikoadäquaten Zinssatz auf den jeweiligen Barwert abgezinst. Dieser Zinssatz (im angelsächsischen Raum WACC genannt) stellt einen gewichteten Risikozinssatz unter Einbeziehung der gesamten Kapitalstruktur dar. Der Zinssatz orientiert sich an den aktuellen Konditionen an den Kapitalmärkten und berücksichtigt zudem die jeweilige Industrie. Stabile Branchen wie beispielsweise Versorger oder Medizintechnik-Unternehmen werden mit moderaten Zinssätze abgezinst, während volatile Branchen mit einem Aufschlag versehen werden.

Da von einer langfristigen Fortführung der Unternehmen ausgegangen wird, kommt über die Planungsperiode hinaus noch ein sogenannter Terminalwert zum Einsatz, indem ein Ertragswert bzw. Cash-Flow Wert über den festgelegten Prognosezeitraum hinaus kapitalisiert wird.

Diese Methode ergibt grundsätzlich nachvollziehbare und mathematisch genaue Ergebnisse. Der errechnete Unternehmenswert ist nicht nur von den zugrundeliegenden Prognosen im Business Plan und den Wachstumsannahmen zur Berechnung des Terminalwerts abhängig, sondern hängt auch erheblich vom verwendeten Risikozinssatz ab. Insbesondere in einem Niedrigzinsumfeld leiten sich aus den entsprechenden Zinssätzen häufig hohe Bewertungsergebnisse ab. Bei wachstumsstarken Unternehmen spielt der risikoadäquate Zinssatz eine besonders große Rolle, da ein erheblicher Teil der Erträge in der ferneren Zukunft liegt und damit besonders stark von der Abzinsung betroffen ist.

Ein Nachteil der Gesamtwertverfahren ist, dass die Berechnung aufwendig ist und für die Erstellung der Planung umfangreiche Informationen über das Unternehmen vorliegen müssen.

Da die Gesamtwertverfahren das Potenzial eines Unternehmens abbilden, sind diese Methoden weit verbreitet und werden auch von Beteiligungsgesellschaften genutzt, die Anteile an mittelständischen Unternehmen erwerben. Gesamtwertverfahren werden zudem von Analysten standardmäßig eingesetzt, um Kursziele von börsennotierten Unternehmen abzuleiten.

Innerhalb der Gesamtwertverfahren hat sich bei Investoren und Beteiligungsunternehmen die DCF-Methode durchgesetzt, da alle Cash-relevanten Vorgänge abgebildet werden und somit Kapitalbedarf und Finanzierungsstruktur klar bestimmt werden können.

Der bei Rechtstreitigkeiten und der Ermittlung von Abfindungen und Entschädigungen vielfach verwendete Unternehmensbewertungsstandard IDW S1 beruht ebenfalls auf einem Gesamtwertverfahren, hier kommt allerdings die klassische Ertragswert-Methode zur Anwendung.

Multiplikatoren

Multiplikatoren sind die einfachste und schnellste Methode, um einen Unternehmenswert zu ermitteln. Man orientiert sich dabei an Marktpreisen von vergleichbaren Unternehmen. Die Ermittlung des Unternehmenswerts erfolgt durch die Multiplikation einer definierten Betriebskennzahl mit einem Multiplikator. Zu den üblichen Betriebskennzahlen zählen Umsatz, EBITDA, EBIT sowie der Jahresüberschuss. In der Praxis sind zwei unterschiedliche Methoden üblich:

Bewertung anhand von börsennotierten Unternehmen
Wenn man davon ausgeht, dass die Marktteilnehmer an den Börsen Unternehmen effizient bepreisen, ist das Bewertungsniveau von börsennotierten Firmen ein guter Anhaltspunkt für den Wert des eigenen Unternehmens. Wichtig ist, dass die gelisteten Referenzunternehmen möglichst gut vergleichbar sind, also eine ähnliche Marktposition, identische Produkte oder Dienstleistungen, vergleichbare Kundenstrukturen, und eine ähnliche regionale Präsenz aufweisen. In aller Regel sind die börsennotierten Unternehmen breiter aufgestellt und wesentlich größer, so dass zumindest im mittelständischen Bereich auf die ermittelten Bewertungszahlen ein Größenabschlag vorgenommen wird, dieser beträgt typischerweise 15-30%.

Bewertung mittels vergleichbarer Transaktionen
Ein sehr guter Orientierungspunkt für das Wertpotenzial des eigenen Unternehmens sind die tatsächlich erzielten Verkaufspreise, die bei der Veräußerung von ähnlichen Unternehmen bezahlt wurden. Da hinter dem Erwerb eines Unternehmens immer eine strategische Überlegung steht, kann man davon ausgehen, dass tatsächliche Verkaufspreise das zukünftige Potenzial genauso berücksichtigen wie mögliche Synergien sowie die bei der Übernahme eines Mehrheitsanteile fällige Kontrollprämie. Da es sich bei dem überwiegenden Teil der Unternehmensverkäufe um private Transaktionen handelt, sind finanzielle Details meist nicht öffentlich zugänglich. Dennoch gibt es zahlreiche Quellen für Referenzmultiplikatoren, wie Finanzpublikationen und die Industrie- und Handelskammern. Eine weit verbreitete Quelle sind die regelmäßig aktualisierten Tabellen der Deutschen Unternehmerbörse (DuB). In der Regel werden Bandbreiten veröffentlich, die je nach Branche sehr unterschiedlich ausfallen können. Auch spielt die Größe des eigenen Unternehmens eine wichtige Rolle: je größer der eigene Umsatz oder Ertrag, desto höher die anwendbaren Multiplikatoren. Oft wird zwischen Micro-Cap (< 20 Mio. Euro Umsatz), Small-Cap (< 50 Mio. Euro Umsatz) und Mid-Cap unterschieden. Zudem spielen die Wachstumsperspektiven eine große Rolle, üblicherweise wird stark wachsenden Unternehmen ein deutlich höherer Multiplikator zugeschrieben.

Wichtig ist bei der Multiplikatorenmethode, die jeweiligen Kennzahlen mit den korrespondierenden Unternehmenswerten in Relation zu bringen. Werden betriebliche Kennzahlen herangezogen, die sowohl Eigen- als auch Fremdkapitalgebern zustehen, ergibt sich aus der Multiplikation der Gesamtunternehmenswert, auch Enterprise Value genannt. Hiervon müssen zur Ermittlung des Eigenkapitalwerts die Fremdverbindlichkeiten abgezogen werden. Die am häufigsten benutzten Kennzahlen für den Gesamtunternehmenswertansatz sind Umsatz, EBITDA und EBIT.

Werden betriebliche Kennzahlen genutzt, die ausschließlich den Eigenkapitalgebern zugeordnet werden, dazu zählt insbesondere das Jahresergebnis, ergibt sich aus der Anwendung des Multiplikators direkt der Eigenkapitalwert. Diese Methode wird bei der Analyse von Aktien häufig verwendet und der entsprechende Multiplikator ist unter dem Begriff Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bekannt. Der größte Vorteil von Multiplikatoren ist, dass man schnell und leicht verständlich eine Indikation für den Wert des eigenen Unternehmens erhält. Diese Indikation ist zudem praxisnah und auch externe Parteien gut anwendbar, da kein umfangreiches internes Unternehmenswissen notwendig ist.

Die Nachteile liegen naturgemäß in der meist nur eingeschränkten Vergleichbarkeit von anderen Unternehmen und in der limitierten Verfügbarkeit von belastbaren Multiplikatoren. Zudem sind Daten aus historischen Transaktionen, abhängig von der allgemeinen Marktdynamik, schnell veraltet und können somit ein falsches Bewertungsniveau widerspiegeln. Und natürlich müssen sich bei Verkaufsgesprächen beide Partner auf die anwendbare Methode und den zugrunde liegenden Multiplikator einigen.

In der Praxis ist diese Methode dennoch sehr weit verbreitet, und dient bei professionellen Investoren als das bevorzugte Mittel zur Plausibilisierung von Unternehmensbewertungen mittels der DCF-Methode.