Der englische Begriff Management Buy-in (MBI) ist auch im deutschen Mittelstand präsent. Wie der Name schon andeutet, beteiligen sich dabei externe Führungskräfte an einem Unternehmen – meist im Zuge einer Nachfolgelösung. Das bedeutet, der bisherige Inhaber verkauft einen wesentlichen Teil seiner Firmenanteile an einen oder mehrere Nachfolger, die bislang nicht im Unternehmen tätig waren. Diese Nachfolger werden in der Regel nicht nur die Rolle des neuen Inhabers antreten, sondern auch als Geschäftsführer das Unternehmen leiten.

In den meisten Fällen bringen die externen Manager aber nicht ausreichend Kapital mit, um den Unternehmenserwerb nur mit eigenen Mitteln und der Unterstützung von Banken zu finanzieren. Deshalb wird dieser Übergabeprozess häufig von einem Family Office oder einem Private Equity Investor begleitet, um den Nachfolger bei der Finanzierung zu unterstützen. Wichtig ist dabei, dass die Beteiligungsgesellschaft und das neue Management-Team die gleiche strategische Vision über die weitere Entwicklung des Unternehmens teilen und einen ähnlichen Zeithorizont für die Weiterentwicklung mitbringen. Auf die zentralen Vor- und Nachteile eines Management Buy-ins wird in diesem Beitrag eingegangen:

Vorteile

Neue Impulse: Langjährige Mitarbeiter eines Unternehmens, auch Führungskräfte, sind über die Zeit anfällig für eine gewisse Betriebsblindheit. Dies ist besonders häufig der Fall, wenn sich das Unternehmen solide entwickelt hat. Ein externer Nachfolger hingegen wird unvoreingenommen auf Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken eines Unternehmens blicken. Somit besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass bislang nicht entdeckte Risiken adressiert und auf der anderen Seite neue Opportunitäten wahrgenommen werden, um das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Auswahl: Während bei einer internen Nachfolgersuche meist nur wenige Kandidaten in Frage kommen, steht dem Inhaber bei der Suche nach einem MBI-Kandidaten eine wesentlich größere Auswahl zur Verfügung, die natürlich auch von der jeweiligen Branche abhängig ist. Selbstverständlich stehen somit die Chancen höher, einen Nachfolger zu finden, der ideale fachliche und persönliche Qualifikationen mitbringt.

Keine Emotionalität: Vielfach besteht zwischen Unternehmensinhaber und führenden Mitarbeitern ein enges Vertrauensverhältnis, das über viele Jahre gewachsen ist. Harte Verhandlungen werden entsprechend häufig vermieden. Beim MBI hingegen wird nur mit externen Kandidaten gesprochen. Folglich besteht keine persönliche Beziehung zum Nachfolger und Kaufpreis sowie sonstige Übernahmekonditionen können frühzeitig und mit der nötigen Konsequenz verhandelt werden. Als Resultat ergibt sich oftmals ein höherer Kaufpreis und für beide Seiten klar geregelte Vereinbarungen.

Nachteile

Mangelnde Branchenkenntnis: Jedes Unternehmen ist individuell positioniert und oftmals in ganz speziellen Nischen tätig. Die langjährigen Unternehmensinhaber und die Führungsmitarbeiter im Betrieb kennen somit Markt, Umfeld und Positionierung am besten. Externe Kandidaten kommen dagegen oft nicht aus der gleichen Nische und müssen sich in die Besonderheiten und das Umfeld eines Unternehmens erst einarbeiten. Das bedeutet im besten Fall nur eine überschaubare zeitliche Belastung, kann im schlimmsten Fall aber auch dazu führen, dass strategische Entscheidungen aufgrund von inkorrekten Einschätzungen und fehlenden Kenntnissen falsch getroffen werden.

Informationsasymmetrie: Das Vertrauensverhältnis zwischen Unternehmensinhaber und einem potenziellen Nachfolger muss erst aufgebaut werden. Auch nach intensiver Recherche wird der bisherige Inhaber keine vollständige Beurteilung des Nachfolgekandidaten vornehmen können – die Wahl eines Nachfolgers beinhaltet also auch einen Vertrauensvorschuss. Auf der anderen Seite wird der Nachfolgekandidat das Unternehmen, den bisherigen Inhaber und die Mitarbeiter kritisch prüfen. Idealerweise kann der Inhaber viele Fragen mit konkreten Zahlen und Fakten belegen, eine vollständige Transparenz ist aber nur selten herzustellen. Deshalb verbleibt für beide Seiten ein erhöhtes Risiko, dass die Zusammenarbeit nicht funktioniert.

Mögliche Verunsicherungen: Handelt es sich bei dem neuen Firmeninhaber um eine externe Person, ist eine anfängliche Skepsis seitens der Mitarbeiter nicht überraschend. Auch Kunden und Lieferanten werden den noch unbekannten Nachfolger zunächst mit einer gewissen Skepsis begegnen. Das bedeutet, dass Loyalität und Respekt der Mitarbeitenden sowie das Vertrauen der Kunden und Lieferanten erst wieder neu aufgebaut werden müssen. Das kostet Zeit und bindet Ressourcen, die ansonsten für wertsteigernde Initiativen verwendet werden könnten.

Während ein Management Buy-in früher durchaus kritisch gesehen wurde, hat er sich inzwischen zu einem vielfach genutzten Instrument der Unternehmensnachfolge entwickelt. Er bietet sich vor allem für Unternehmer an, für die eine familieninterne Nachfolge nicht in Frage kommt und die in der bestehenden Führungsebene keine Manager sehen, die die notwendige Expertise und Motivation für die nachhaltige Übernahme des Unternehmens mitbringen.